Das weite Feld der Theologie

Eigentlich geht es nicht um Themenfelder, sondern eher um thematische Landschaften. Mehr noch: Es sind theologisch-philosophische Labyrinthe mit unterirdischen Gängen. Nachdem du an einer Stelle eingetreten bist, triffst du auf immer mehr Verzweigungen und kommst ganz woanders heraus als ursprünglich geplant. Jeder Versuch, "das Feld" abschließend sortieren zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt. Genau deswegen braucht es eine immer neue Beschäftigung mit einzelnen Fragestellungen.

Eine solche thematische Tiefenstruktur macht es spannend und lädt zu Erkundungen ein. Es geht dabei nicht nur um eine Tiefe in der Sache, sondern auch um emotionale Wahrnehmungen, persönliche Perspektiven, biografische Prägungen, unterschiedliche Bewusstseinsebenen und diverse Weltdeutungen. Themen sind sprachlich-vernetzte Bedeutungswelten, in denen die einzelnen Begriffe vielfach auf anderes Bezug nehmen, sich gegenseitig interpretieren und aufeinander einwirken.

Wenn wir auf zukunftspilgern.de entlang einzelner Themenfragen in Resonanz und in den Dialog gehen, dann betreten wir nicht statisch-fixierte Begriffswelten. Sondern: Indem wir selbst unsere Gedanken in Begriffe kleiden und zur Sprache bringen, gestalten wir genau diese Sprachräume, in denen wir uns bewegen, in gewisser Hinsicht um. Sprache macht Wirklichkeit hörbar und wandelt teilweise ihre Gestalt. Sie ist ein morphologischer Klangraum einer sich inkarnierenden Wahrheit. Sprache ist die Arche allen Lebens.

Die nachfolgende Auflistung skizziert einige Themenfelder, aus denen tiefe Fragen geboren werden können. Die Liste ist unfertig und offen. Dabei ist zu beachten: Bei allem, was wir auf zukunftspilgern.de tun, geht es nicht darum, etwas abstrakt und verschraubt zu zerreden. Sprache kann sehr ermüdend, destruktiv oder sogar vernichtend sein. Deswegen: Wir laden dazu ein, dass du tiefer, weiter, reicher und schöner denkst, schreibst und redest. Finde eine Sprache, die zu dir passt. Bring Sprache zum Blühen.
 

Bibel und Theologie

Leider ist die Schönheit der spirituellen Sprache und das Staunen über den göttlichen Lichtglanz im Täglichen häufig durch "moralische Richtigkeit" und "fromme Bevormundung" erdrückt worden. Manch ein theologisches Themenfeld ist kontaminierter Boden und bringt kein gesundes Leben hervor. Lass uns deswegen miteinander auf die Suche gehen, ...

  • welche Art von Theologie unsere Seele matt gemacht oder sogar vergiftet hat und in welchen Bereichen wir Entgiftung benötigen,
  • weshalb manch theologisches Denken zwar behauptet, fundamental und radikal zu sein, dann aber doch ohne Tiefe, sondern oberflächlich und simplifizierend auftritt,
  • inwiefern seit vielen Jahrhunderten heidnische Elemente unter "christlicher Flagge" mitsegeln und warum diese von vielen Gläubigen dennoch als unaufgebbar verteidigt werden,
  • wie das althebräische Welt-, Mensch- und Gottesverständnis mit unserem postmodernen Wirklichkeitsempfinden eine fruchtbare Korrelation eingehen könnte und
  • auf welche Weise die große Shalom-Vision in Kombination mit Zedaka-Gerechtigkeit all unser Denken, Reden und Tun prägen könnte.
     

Kirche und Gemeinde

In der fluiden Moderne wird der freiheitliche Individualismus auf die Spitze getrieben. Die Vergemeinschaftung von Religion wird immer fraglicher und fragiler. Institutionelle Kirchenmodelle geraten ins Hintertreffen. Alternativ wird auf eine Eventisierung von Gottesdiensten und eine strategische Vermarktung des Glaubens gesetzt. Lass uns deswegen danach suchen, ...

  • was dazu geführt hat, dass Gottesdienste als punktuelle Angebotsveranstaltungen konzipiert wurden und warum viele Gläubige ihre Anspruchshaltung als normal empfinden,
  • weshalb statische Steingebäude eine solch identitätsstiftende Wirkung entfalten und es so schwer gelingt, Kirche als "Pilger-Geschehen im Zeitfluss" zu verinnerlichen,
  • warum dieses "Mindset der Sesshaftigkeit" entstehen konnte und kaum verstanden wird, dass sich die Weggestalt des Glaubens auch strukturell im Sinne einer "agil-lernende Organisation" abbilden muss,
  • auf welche Weise eine neue Wir-Gestalt des Glaubens kultiviert werden könnte und die Unabdingbarkeit eines relationalen Christus-Bündnisses neu einsichtig wird und
  • wie täuferische Werte, digitale Möglichkeiten und rhizomatische Organisationsmuster zusammen gedacht werden können.
     

Mission und Kultur

Es ist keine Lösung, den Begriff "Mission" aus dem Wortschatz zu streichen, nur weil er mit einer Jahrtausende alten Dominanzreligion, einer gewaltsamen Kolonialisierung und einem übergriffigen Kommunikationsverhalten in Verbindung gebracht werden kann. Lass uns deswegen danach suchen, ...

  • was dazu geführt hat, dass Kirche immer neu nach Machtoptionen Ausschau gehalten hat und es ihr so verstörend leicht fiel, die jesuanische Dienstgesinnung hinter sich zu lassen,
  • was das Gute an der Guten Botschaft ist und mit welchen Sprachbildern es in einer postmodern-digitalen Kultur verstehbar gemacht werden kann,
  • wie es möglich ist, überzeugt, sinnhaft und stimmig zu leben, sodass es keine Notwendigkeit gibt, für diese Art von "Botschaft" irgendeine Art von Beschämung zu empfinden,
  • warum das reformatorische Schuld-Vergebung-Muster und das charismatische Angst-Schutz-Muster kaum noch eine Tiefenberührung mit dem säkular-postmodernen Scham-Annahme-Muster hervorrufen und
  • wie die keltisch-iroschottische Inkulturation des Glaubens und die Johannes-Spiritualität alternativ zur Jakobus-, Petrus- und Paulus-Linie reaktiviert und fruchtbar gemacht werden könnte.
     

Spiritualität und Glaubenspraxis

Die Kurzformel "spirituell, aber nicht religiös" kursiert schon seit einer Reihe von Jahren. Einerseits verlieren immer mehr Menschen den Zugang zur etablierten Form des Christentums. Andererseits gibt es kaum noch überzeugten Atheismus. Stattdessen bilden sich viele Mischformen einer mehr oder weniger ausgeprägten "Kosmos-Spiritualität". Lass uns deswegen danach suchen, ...

  • welche Bewusstseinsfrequenzen es über das rein Rationale hinaus gibt und welche Erfahrungen mit "Awareness"und "Mindfullness" gemacht werden,
  • worin sich gesunder Glaube zeigt und wie wir durch "Erneuerung unseres Denk-Sinns" aktiv und positiv auf unsere mentale Gesundheit einwirken können,
  • auf welche Weise wir zurück in einen geistlichen Lebensrhythmus finden und sich diese Einsichten in konkreten alltäglichen Übungen anwenden lassen,
  • was für eine Art von Gemeinschaft es braucht, damit jede:r zu einer inneren Mündigkeit und zu einer Personalisierung seines Glaubens angeregt und angespornt wird und
  • wie Gebets- und Meditationspraktiken aus früheren Klostergemeinschaften und Eneuerungsbewegungen für heutige Gestaltwerdungen des Glaubens als Inspiration dienen können.
     

Geistwirken und Leitung

Über viele Jahrhunderte stellte man sich Ordnung als "Hierarchie" (= heilige Ordnung) vor. Das Symbol dafür war das aufrechte Dreieck. Demokratische Bewegungen speisen sich dagegen aus der Entmachtung von "heiligen Ordnungen" mit dem Ziel, allen eine Stimme zu geben. Das gelingt jedoch nur bedingt gut. Lass uns deswegen danach suchen, ...

  • wie christliche Gemeinschaften eine bessere Form der Gleichbehandlung und Beteiligung anstreben und gewährleisten können, als es in säkularen Demokratien je möglich sein wird,
  • was aus der Aussage von Jesus "Ihr seid alle Brüder" strukturell folgt. Es ist an der Zeit, An-Archie, nicht als Tumult-Bedrohung oder Gesetzlosigkeit, sondern als hierarchiefreien Raum deuten.
  • auf welche Weise in einer Gemeinschaft, "die Mitte" für den Auferstandenen frei bleibt, damit "Pneumatokratie" emergiert und nicht destruktive Verhaltensmuster das Geschehen dominieren,
  • wie wir den Energiefluss des Geistes und das Kraftfeld des Messias in unseren täglichen Verpflichtungen spüren und aus dieser inneren Quelle Aufgaben in Angriff nehmen können und
  • welche agilen Grundhaltungen und Formen der Facilitation sich als Hilfe erweisen, um eine christliche Gemeinschaft vital, lernoffen und engagiert zu erhalten.
     

Mensch und Digitalität

Die sogenannte Digitalität bietet nicht nur neue Formen der Verbundenheit und Kommunikation. Sie verändert auch unser gesamtes Verständnis von Welt, Mensch und Maschine. Vordergründig mag es um neue technische Möglichkeiten zum Streamen von Gottesdiensten gehen. Viel wichtiger sind aber die inneren Verschiebungen im Menschenbild. Lass uns deswegen danach suchen, ...

  • wie Virtuel (VR) und Augmented Reality (AR) unsere Wahrnehmung verändern und neue Möglichkeiten zur Erschließung der Innen- und Außenwelt eröffnen,
  • inwiefern die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) dazu führen wird, nach dem spezifisch Menschlichen zu fragen und danach, ob Roboter menschlicher als Menschen werden können,
  • warum insbesondere die ortsunabhängige Konnektivität ganz neue Formen von Vergemeinschaftung denkbar machen, welche sich nahtlos in Alltagsabläufe integrieren lassen,
  • wie wir erneut zu einem Bild eines schöpferisch-gestaltenden Menschen zurückfinden, in dem wir mit kreativ-nachhaltigen Ideen diesen Planeten als einen wertvollen Wohnort erhalten möchten und
  • mit einem interessierten, lernwilligen und interdisziplinären Blick auf die Möglichkeiten von morgen sehen. Ausreichend gewarnt wird schon an anderer Stelle.