Dieses Poesie-Buch habe ich in meiner Jugendzeit sehr gemocht. Es hat mir sehr geholfen, das nüchtern erzählte Evangelium von der "Rechtfertigung des Sünders" in ganz neuem Licht zu sehen.
Miller, Calvin (1975): Der Sänger
Dieses Poesie-Buch habe ich in meiner Jugendzeit sehr gemocht. Es hat mir sehr geholfen, das nüchtern erzählte Evangelium von der "Rechtfertigung des Sünders" in ganz neuem Licht zu sehen.
Miller, Calvin (1975): Der Sänger
Das erste inhaltliche Lab hat sich mit einer äußerst umfangreichen Frage beschäftigt. Dieses Themenfeld hat sich aus einer vorausgehenden Umfrage als besonders relevant herauskristallisiert. Die Frage lautet:
"Was ist die Meta-Story des Evangeliums?"
Es ging um den "roten Faden", das übergeordnete Thema oder die Haupt-Metapher des Evangeliums. Dieses Hintergrundmuster wirkt sich auf alles aus, was wir im christlichen Feld unternehmen: auf unser Selbst-, Gemeinde- und Bibelverständnis, auf die inhaltliche Linie, die wir predigen und lehren, auf unsere Wahrnehmung von gesellschaftlichen Entwicklungen und ihre Deutungen und letztendlich auch auf unser Gottesverständnis.
Folgende Phasen wurden bei unser dialogischen Denk-Pilgerreise durchlaufen:
Loop 01 - Erste Berührungspunkte mit der Meta-Story
Zunächst haben wir uns gegenseitig erzählt, mit welcher Darstellung des Evangeliums wir zum Glauben gekommen sind. Viele kennen die "Vier geistlichen Gesetze" oder die Skizze vom Abgrund, der durch das Kreuz überbrückt wird. Oder das Bild vom Thron, auf dem das Ego sitzt und welches für Gott Platz machen sollte. Auch wenn manche Bilder ziemlich einfach sind, waren sie doch hilfreich, um eine erste Orientierung im Glauben zu bekommen. Als Erweiterungen zu dieser Kurzfassung leuchteten auch schon einzelne Metapher auf: das Lied in der Schöpfung, die Sehnsucht nach dem guten Land, das Wandern in der Wüste und das Befreiungshandeln Gottes.
Loop 02 - Biografische Vertiefung
Als Zweites sind wir tiefer in unsere biografischen Prägungen eingestiegen. Wir haben uns gegenseitig darüber ausgetauscht, wie sich die Anfangsbilder im Laufe der Zeit gewandelt haben. Welche biblischen Geschichten waren prägend? Das Gleichnis vom Verlorenen Sohn? Die Erzählung vom Exodus aus Ägypten? Die Vorstellung von einer fortlaufenden Geschichte? Darüber hinaus kamen unterschiedlich inhaltliche Linien zur Sprache:
Loop 03 - Weitung des Horizonts / Weitere Varianten
In einer dritten Runde - als es konkreter werden sollte - wurden einzelne Problemanzeigen mit kulturellen Prägungen deutlicher. Auch wurde erkennbarer, wie schwierig es ist, die "große Erzählung" auf eine Weise erzählen zu können, sodass sie weder simplifiziert noch mit drastischer Überlänge präsentiert wird.
Loop 04 - Konkretionen und Abschluss
Als Viertes haben wir uns daran gemacht, konkrete Versionen der Meta-Story zu formulieren. Weil wir es bei allem mit Entwürfen zu tun haben - wir nennen es Snapshots - befinden sich diese Darstellungen nicht öffentlich auf der Website, sondern nur im intern-offenen Bereich. Die einzelnen Versionen der Meta-Story sind Zwischenergebnisse auf unserer gedanklichen und sprachlichen Reise. Alles ist unfertig und vorläufig. Aber genau das gehört ja zu einer gedanklichen Reise dazu, nämlich, dass der Weg weitergeht.
Zur Erläuterung: Das Ziel eines solchen Themen-Labs besteht in erster Linie darin, sich selbst mit anderen in Überlegungs-, Reflexions- und Entwicklungsprozesse zu begeben. Um konzentriert an den Inhalten dranzubleiben, fordern wir uns gegenseitig heraus, zum Abschluss eine Konkretion zu formulieren.
Falls du Interesse hast, die verschiedenen Meta-Story-Versionen und zugehörigen Notizen und Dokumente zu lesen, erstelle dir gerne einen Account auf der Website:
Eine der großen Herausforderungen besteht darin, den Kreuzestod von Jesus in heutiger Zeit verständlich zu machen. Auch aus eigenem Interesse habe ich mal fünf biblische und drei kirchengeschichtliche Deutungsmuster zusammengestellt. Die Ausführungen beruhen auf dem neu erscheinen Buch (2022) von Stephen Burnhope: Telling, the Old, Old Story in a Postmodern World.
https://jensstangenberg.de/podcast/bibelkunde-nt/2022/07/14/40-deutungen-des-kreuzes/
00:26 Ausgangsfrage: Was bedeutet der Kreuzestod?
01:16 Vier Grundüberzeugungen der evangelikalen Bewegung
03:34 Anfangsklärungen: Das Kreuz ist wichtig.
06:04 Das Kreuz muss gedeutet werden.
10:54 Drei klassische Fehldeutungen
16:37 Fünf biblische Deutungsmuster:
17:42 (1) Versöhnungsessen / Neues Bündnis
24:41 (2) Entsühnung / Unreines erneut heiligen
34:18 (3) Lösegeld / Versklavung und Freikauf
37:10 (4) Kosmischer Kampf / Öffentliche Bloßstellung des Bösen
41:05 (5) Der Anfang einer neuen Menschheit / Adam und Christus
47:01 Drei kirchengeschichtliche Deutungsmuster:
47:34 (6) Satisfaktion / Würde Gottes / Anselm von Canterbury
52:52 (7) Bewunderung / Humanität des Menschen / Abaelard
56:09 (8) Stellvertretende Übernahme der Strafe / Reformation
01:03:21 Fazit und Ausblick
Hallo, dies ist ein erster Versuch von mir. Daran werde ich weiterarbeiten, weil es sehr viel zu vertiefen und zu erweitern gibt. Allein für die Personhaftigkeit der Schöpfermacht müsste ich noch mindestens 2 Bücher durcharbeiten. Aber es ist schon einmal ein Anfang und ich bin auf Eure Einschätzungen gespannt.
Die Bibel spricht im Buch Genesis davon, dass die sichtbare, materielle Welt nicht aus sich heraus, durch den reinen Zufall, ohne Plan und Ziel entstanden ist, sondern dass es hinter dem Kosmos eine Macht gibt, die ihn ins Leben gerufen hat.
Die Physikerin Lisa Randall, geht in ihrem Buch Verborgene Universen (2005) davon aus, dass über unsere drei Dimensionen hinaus weitere Dimensionen existieren, die wir nur erahnen können, die aber unsere dreidimensionale Welt beeinflussen. Um dies zu veranschaulichen, eignet sich die Geschichte von Edwin Abbott (1838 – 1926) über Flatland. A Romance of Many Dimensions (1884). In diesem fiktiven Text werden Lebewesen einer zweidimensionalen Welt mit Handlungen von Lebewesen der dreidimensionalen Welt konfrontiert und verstehen das Geschehen nicht. Ebenso könnte nach Lisa Randall die Mehrdimensionalität Phänomene erklären, die die Quantenphysik sowie die Kosmologie beschreiben.
Als die Texte der Bibel über den Ursprung der Welt entstanden, wurden materielle Gegenstände (z.B. Sonne und Mond (Babylon) oder auch Quellen und Bäume (Taoismus) oder Ahnen (chinesische Kultur) als übernatürliche Kräfte in vielen Kulturen verehrt. Die Bibel beschreibt nun diese Dinge als Götzen, die durch eine Macht erschaffen worden sind, auf die alles zurückgeht.
Die Bibel geht aber noch weiter und beschreibt diese alles begründende Macht als eine Person, also jemanden, der sich seiner selbst bewusst ist, freie Entscheidungen treffen kann, Verantwortung für sein Handeln übernimmt, und soziale Kontakte eingehen kann (vgl. Christoph Böttigheimer: Bedingungslos anerkannt (2018); Klaus Berger: Ist Gott Person? (2004)). Und zudem behauptet die Bibel, dass diese Person an ihrer Schöpfung interessiert ist und eine Beziehung zu den von ihr geschaffenen Menschen sucht.
Diese Beziehung ist allerdings eigentlich so wenig möglich, wie eine Beziehung zwischen einem Menschen und einem Floh möglich ist, die Ebenen und Qualitäten der Wahrnehmung sind einfach zu unterschiedlich. Die irritierende Aussage der biblischen Schriften ist nun die, dass sich diese Macht den Menschen in konkreten Situationen offenbart hat, d.h. dass sie als Wesen einer höheren Dimension in die dreidimensionale Welt eingedrungen ist, um den Kontakt zu den Geschöpfen aufzunehmen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. In Ansätzen werden solche Situationen in der Geschichte Israels erzählt und erreichen dann um den Beginn unserer Zeitrechnung herum mit der Person des Wanderpredigers Jesus ihren Höhepunkt.
Allerdings ist diese Beziehung immer wieder schwierig, weil die vernunftbegabten und ethisch entscheidenden Geschöpfe eine Eigendynamik entwickelt haben, sobald sie über ein Bewusstsein verfügten. Das was die Bibel als Zielverfehlung (ἁμαρτία hamartía) bezeichnet verweist auf die Eigendynamik der Geschöpfe: anstatt die Beziehung zum Schöpfer zu suchen, suchen sie den Sinn ihrer Existenz in sich, in den materiellen Dingen, die sie produziert haben und in der Macht über die Schöpfung, über Tiere und andere Menschen.
Der Wanderprediger Jesus, der um die Zeitwende im nahen Osten lebte, behauptete nun, ein Teil dieser hier beschriebenen Macht zu sein und mit ihr in engem Kontakt zu stehen. Er beschrieb diese Macht mit dem Wort abba (hebr. Papa) und verdeutlichte ihre Eigenschaften durch gleichnishafte Bilder und durch sein Handeln. Sowohl die Bilder (z.B. die Hilfe für den Nächsten im Gleichnis vom barmherzigen Samariter) als auch das Handeln (als frommer Jude hatte er Kontakt zu Prostituierten, Aussätzigen und Aussenseitern der Gesellschaft) Jesu verstießen gegen alle religiösen Regeln des Judentums und gegen die Prinzipien der antiken Welt (vg. Martin Zimmermann: Gewalt. Die dunkle Seite der Antike (2013)).
Das Leben Jesu fand ein rapides Ende durch seine Verhaftung, Anklage und anschließende Kreuzigung, was im römischen Reich die brutalste Hinrichtungsmethode darstellte. Im Sinne der Bibel war dieser Tod ein kosmisches Ereignis, das die Weltgeschichte für immer verändert hat. Im Versuch einer naturwissenschaftlichen Beschreibung könnte der Kreuzestod Jesu als Hineinwirken einer höheren Dimension in unsere Welt verstanden werden, durch das ein neuer Einflussbereich dieser höheren Dimension entsteht und unsere Welt partiell verwandelt wird. Der Vorhang im Tempel zerriss und gab das Allerheiligste frei, die Erde bebte, die Sonne verfinsterte sich – da war einiges los.
Nach den Erzählungen der Evangelien wurde Jesus am dritten Tag nach seinem Tod von seinen Anhängern gesehen. Dass ein Toter aus dem »Totenreich« (wie man den Tod in der Antike verstand) zurückkommt, war auch schon in der Antike eine absolut irre Vorstellung und völlig undenkbar. Dennoch behaupteten die Anhänger Jesu, dass genau dies stattgefunden habe. Sie wurden verlacht, verspottet und zeitweise massiv brutal verfolgt und trotzdem bildete sich in Jerusalem eine zunehmend wachsende Gruppe von Menschen, die genau daran glaubten, dass der Tote zurückgekommen sei und lebe – wenn auch in einer etwas anderen Form.
Vor dem Hintergrund der Theorien von Lisa Randall (1962 – ) könnte die sog. Auferstehung der Person Jesu durchaus nachvollziehbar sein. Nach einer gewissen Zeit verschwand er wieder, sagte aber seinen Anhängern, er wäre stets in anderer Form bei ihnen. Eine Person aus einer anderen Dimension kommt in die dreidimensionale Welt und zieht sich aus ihr wieder zurück. Der Film Interstellar (2014) von Christopher Nolan, der unter Beratung von Physikern entwickelt wurde, veranschaulicht genau dies.
Es entwickelte sich eine Gemeinde von Juden und Nichtjuden in Jerusalem, die einen anderen als den gängigen Lebensstil entwickelten, die Arme und auch Sklaven aufnahmen, Frauen als gleichberechtigte Menschen ansahen und damit so sehr auf die antike Gesellschaft einwirkten, dass sie die antike Welt massiv veränderten, nicht allein durch ihr Handeln (Ethik), sondern auch durch ihre innovativen Konzepte und Bilder (Metaphern), die sie von der Welt und der Schöpfungsmacht hatten (vgl. Alvin J. Schmidt: Wie das Christentum die Welt veränderte (2009)).
Die Christen sind nun davon überzeugt, dass sie mit der Schöpfungsmacht durch das Gebet und Meditation in Kontakt treten können, dass Denken und Handeln im Sinne der Schöpfungsmacht die Welt positiv beeinflusst und es am Ende der Zeit eine neue Form des Zusammenseins von Schöpfung und Schöpfer geben wird. Durch Jesus kann die Beziehung wieder zwischen Schöpfer und Menschen wieder hergestellt werden und durch seine Nachfolger wird das sog. "Reich Gottes", der Einflussbereich des Schöpfers auf dieser Erde ausgeweitet.
Diese Version der Meta-Story des Evangeliums inspiriert mich selbst. Es ist eine sprachliche Momentaufnahme. Dahinter stecken Überzeugungen, die sich über Jahre herausgebildet haben.
Die Hauptfrage dabei ist: Was motiviert mich, was stiftet Sinn, was gibt mir Energie zu leben und mich zu engagieren?
Vor diesem Hintergrund habe ich die großen theologischen Themenfelder wie Gott, Sünde, Israel, Jesus, Kreuz, Heiliger Geist, Gemeinde, Gericht und die neue Welt mit Worten beschrieben, die mir entsprechen.
Meine Überzeugung: Lebendige Sprache ist immer persönliche und biografischer Sprache. Sonst wird sie zu einer abstrakten, blutleeren Formel.
Der Begriff "Gott" benennt etwas Unbenennbares. Alles Denken und Reden über Gott ist vorläufig. Ohne Vorläufigkeit gibt es kein Leben.
Gott ist die alles durchdringende Intelligenz des Kosmos. Er hat einen Willen und ist voller Gestaltungskraft. Oft handelt er anders, als wir denken.
Aus der Tiefe Gottes entspringt alles Leben, jeden Tag neu. Gottes innerster Wunsch ist es, dass menschliches Leben gelingt und die Schöpfung floriert.
Der hebräische Begriff für eine stimmige und geheilte Wohlordnung ist "Shalom". Das Königreich der Himmel ist ein Energiefeld des Shalom.
An Israel und seiner Geschichte wird deutlich, wie schwer es ist, in einer Welt voller Gewalt den Weg des Shalom zu gehen. Es ist uns Mahnung und Vorbild.
Propheten haben unermüdlich den Blick nach vorne gerichtet und die Verheißungen auf das Kommende und den Messias wachgehalten.
Jesus ist der erwartete Prinz des Friedens. Er ist die ultimative Verkörperung eines von Shalom erfüllten Lebens. Mit und in ihm öffnen sich Shalom-Räume.
Jeder Mensch wird ins Leben geworfen und findet sich in einem Verhängnis vor: Aus innerer Dissonanz erwachsen äußere Verfehlungen und wirken zurück.
Die Bestimmung des Menschen besteht darin, "Mensch in Gott" zu werden. Wer sich dagegen selbst zu Gott oder zum Tier macht, verfehlt jegliche Humanität.
Im Gekreuzigten wird die innerweltliche Systemlogik radikal dekonstruiert. Das Kreuz ist ein Riss in Zeit und Raum. Licht aus einer anderen Welt fällt herein.
Die Bibel ist ein Buch der Transformation. Nur wer beständig in ihr liest und die Inhalte verinnerlicht, erlebt die subversiv verwandelnde Kraft zum Guten hin.
Gottes Geist ist personale Präsenz Gottes in unserem Körper und Bewusstsein. Er hilft uns, immer neu auf Jesus zu sehen und uns von ihm ansehen zu lassen.
Gemeinden sind Orte des Shalom. Sie leben aus dem göttlichen Energiestrom und bilden schon jetzt bestmöglich ab, was dem messianischen Friedensreich entspricht.
Als Schüler:innen von Jesus haben wir die Aufgabe, in einer Welt voller Neid, Missbrauch und Gewalt relationale Shalom-Räume zu öffnen. Das geht nur gemeinsam.
Den spirituellen Weg aus einer Jesus-Perspektive zu leben, führt uns zu immer mehr Selbsterkenntnis, Achtsamkeit, Einfühlung, Wahrhaftigkeit und Weisheit.
Es ist ein großes Glück, im Strom göttlicher Energie als Mitgestalter dieser Welt zu wirken. Zukunft ist eine Öffnung, durch die wir jeden Tag bewusst gehen können.
Zeit hat eine Richtung. Das göttliche Gericht ist ein Auf-Gericht. Durch Gottes Wirken wird unser Leben nach vorne und nach oben gerichtet.
Alles, was wir erleben und wonach wir streben, geschieht vor dem Horizont des erwarteten Shalom. Leben im Anbruch des kommenden Tages.
Dieses ist meine Version, wie ich aktuell in einer säkularen Umgebung von Gottes großer Geschichte erzählen würde. Es ist eine von vielen Versionen.
Besonders wichtig war mir, für biblische Inhalte möglichst wenig fromme Begriffe zu verwenden. Es geht nicht um eine korrekte, dogmatische Sprache.
In heutiger Zeit scheint es mir nötig zu sein, nicht bei Gott, sondern beim Menschen zu beginnen und dann von dort aus den Blick zu weiten.
Das Leben - dein Leben - ist Geschenk und Geheimnis. Unser Körper, unser Bewusstsein, die Wahrnehmung der Umwelt ist immer neu Anlass zum Staunen.
Es gibt eine Tiefendimension der Wirklichkeit. Das, was unsere Augen sehen, ist nicht alles. Das Sichtbare ist eingebettet in einen unsichtbaren Kosmos.
Menschen haben den natürlichen Kontakt zur Quelle des Lebens verloren. Vergeblich versuchen sie, aus sich selbst heraus Lebendiges zu produzieren.
Jesus kann uns als spiritueller Meister erneut mit dem Energiestrom des Lebens in Verbindung bringen. Er nimmt uns in seinen göttlichen Flow hinein.
Es ist schwer, sich nicht über das Tun und Haben zu definieren, sondern voller Vertrauen unser Inneres zu öffnen. Aber nur so verliert das Ego an Macht.
Der Zugang zur Tiefe des Lebens kann nicht erkämpft, sondern muss empfangen werden. Die Bibel nennt das Offenbarung und Gnade.
Du bist eingeladen, dich mit anderen zusammen auf einen Lernweg zu begeben. Es ist eine Reise zu mehr Freiheit, Vielfalt, Schönheit und Fülle.
Strebe danach, im Einklang mit Gott, mit dir selbst, mit anderen und der ganzen Schöpfung zu leben. So findest du Erfüllung und dein Leben gelingt.
Genieße das Energiefeld des Lebens und lass diesen Energiestrom jeden Tag durch dich fließen, um auch andere Menschen damit zu berühren.
Lebe nach vorne gerichtet. Alles, was geschieht, verdichtet sich auf ein Ziel hin. Das Licht siegt über die Dunkelheit. Der Tod hat nicht das letzte Wort.
Nachdem ich nun in drei Themes (1., 2. und 3.) einzelne Blickwinkel auf die große Geschichte der Bibel gerichtet habe, will ich diese nun in einer Story selbst zusammenbringen. Das ist schon eine große Herausforderung, ich will aber gleichzeitig noch möglichst kompakt darin bleiben. Geschichte ist immer der Fokus auf bestimmte Aspekte und Weglassen von vielem anderen. Damit wage ich mich nun an die große Erzählung und schaue dann in einem zweiten Schritt, was diese im Zusammenklang mit unserer Zeit macht.
Zur Strukturierung der Geschichte nutze ich eine Einteilung, die N. T. Wright vornimmt, indem er die biblische Geschichte in Akte eines Dramas aufteilt (siehe ersten YouTube Link unten). Er selbst spricht klassisch von fünf Akten, ich selbst werde sechs verwenden (um die Neuwerdung am Ende herauszustellen).
Akt 1 – Die Schöpfung
Gott erschafft die Welt und sie ist sehr gut. In dieser Welt übergibt er den Menschen die Aufgabe, sich um die Erde zu kümmern, über sie zu regieren (leider fehlt ein schöneres Wort) und seine Schöpfung im Guten voranzubringen. Darin zeigt sich die Ebenbildlichkeit des Menschen, dass sie Gottes liebevolle und weise Herrschaft in die Welt wiedergeben und den Lobpreis der Schöpfung zu Gott. Das soll in Liebe untereinander und in Liebe zu Gott geschehen.
Akt 2 – Der Sündenfall
Der Mensch zweifelt an Gottes guten Absichten, er will nicht Gottes Herrschaft in die Welt bringen, sondern seine eigene. Er wird jedoch nicht autonom, sondern fällt in die Zwänge und Beeinflussung von Mächten und Gewalten, auf die der Mensch nun ausgerichtet ist. Als falsches Ziel – die Sünde. Es sind keine Götter, sondern Götzen, die den Menschen und damit auch seine Herrschaft über die Schöpfung korrumpieren. Es startet in den Herzen der Menschen und wächst hin zu zerstörerischen Reichen.
Akt 3 – Israel
Beginnend mit Abraham und folgend mit seinen Nachfahren als Volk Israel macht Gott sich auf, die Menschheit wieder für sich zurückzugewinnen. In und an Israel soll deutlich werden, wie ein Leben in Gemeinschaft mit Gott aussieht, das ein Segen für die gesamte Welt wird. Liebe Gott und liebe deinen Nächsten, so lauten die Gebote Gottes zu solch einem Leben. Weil aber nicht die reine Liebe, sondern die Sünde das Herz der Menschen erfasst hat, misstraut auch Israel immer wieder Gottes Willen und verstrickt sich im Bösen.
Akt 4 – Jesus
Der Höhepunkt der Geschichte, die gute Nachricht: Trotz aller Abwendung wird Israel doch zu Gottes Segenshandlung an der Welt – indem Gott selbst in Jesus Mensch wird. An ihm zeigt sich, wie der Mensch in Liebe zu Gott und den Mitmenschen über diese Welt regieren soll. Nicht mit Unterdrückung und Gewalt, sondern dienend und in Liebe. Gottes Herrschaft in Christus kollidiert mit der Herrschaft der Sünde am Kreuz. Jesus stirbt, die Fratze des Bösen wird offenbar und gleichzeitig zeigt sich Gottes Himmelreich darin, dass nicht Rache, sondern Vergebung folgt und die Auferstehung in ein neues Leben.
Akt 5 – Die Gemeinde
Durch die Auferstehung von Jesus hat eine neue Schöpfung begonnen. Sie beginnt mit erneuerten Menschen, die wieder auf Gott ausgerichtet sind und seine Herrschaft widerspiegeln. Durch das Wirken von Jesus und seinen Tod am Kreuz werden Menschen im Herzen bewegt. Sie erfahren die Vergebung, Heilung und die Liebe Gottes sowie darin bereits ein Stück neues Leben. Aus dieser Erfahrung heraus und in Leitung von Gottes Geist begegnen sie auch ihren Mitmenschen auf neue Weise und nehmen ihren Auftrag als stellvertretende Herrscher (hier wird das passende, fehlende Wort besonders sichtbar) über die Schöpfung dienend an.
Akt 6 – Die neue Schöpfung
Der Ausblick – Gottes Gegenwart kommt ganz mit der Schöpfung zusammen. Was bereits in Christus sichtbar wurde und durch das Wirken des Heiligen Geistes ein stückweit erfahrbar, wird dann umfassende Realität. All das Zerstörerische, auf das die Menschen sich ausgerichtet und das sie selbst angerichtet haben, wird keinen Bestand mehr haben. Der Mensch lebt gemeinsam mit Gott, das Misstrauen aus Akt 2 ist bereits durchlebt und überwunden. Es bleibt der Auftrag Gottes an den Menschen, gemeinsam in Liebe an einer erneuerten Schöpfung mitzuwirken.
Begründung für diese Erzählweise
Die Ebenbildlichkeit des Menschen sowie seine Aufgabe gut über diese Welt zu herrschen findet für mich den größten Anklang an gegenwärtige Weltdeutungen. Das ausgerufene Anthropozän beschreibt die Tatsache, dass der Einfluss der Menschheit auf unsere Welt immer weiter zunimmt. Es hat enormen Einfluss auf die gesamte Schöpfung, wie die Menschheit sich verhält und worauf sie sich ausrichtet. Das geht weit über den Umweltschutz hinaus. Wen oder was der Mensch mit seinem Leben widerspiegelt hat hohe Bedeutung. Die Gute Botschaft ist dabei, dass wir in Jesus nicht nur einen Menschen mit richtiger Ausrichtung auf Gott erleben, sondern er diese Ausrichtung, das von Gott gewollte Leben auch für die Menschen möglich macht mit seiner Vergebung, Heilung und Liebe.
Die Gegenwart als Teil von Akt 5
Der schwierige Teil kommt nun allerdings erst noch. Wie wirkt sich diese Geschichte in unsere Zeit aus? Und darüber hinaus: wie hat sie sich in die Geschichte der letzten 1900 Jahre der nachbiblischen Zeit ausgewirkt? Denn wir stehen heute natürlich nicht im geschichtsleeren Raum, sondern sind nach der biblischen Geschichte auch von der langen folgenden Zeit bis heute mitgeprägt. Würden wir es allerdings wie die biblischen Autoren wagen, Zeiten und historische Ereignisse in Gottes Geschichte mit den Menschen zu interpretieren? War z.B. die konstantinische Wende ein Hochpunkt oder Tiefpunkt des Christentums oder irgendwie beides? Ob wir uns nun an solche Interpretationen wagen oder nicht: die größten Parallelen haben wir heute in Akt 5 mit Akt 3. Es sind jeweils große, variantenreiche Zeiträume abgedeckt. Gott hat jeweils sein Volk in eine neue Lebenssituation geführt (im Heiligen Land bzw. in die Zeit der Kirche nach Pfingsten). In Akt 5 haben wir allerdings nur den Anfang zur Verfügung (in Form des NT). Akt 6 ist uns ebenfalls angedeutet mit den Visionen, welche die Bibel für die neue Schöpfung aufzeigt. Zwischen dem Anfang von Akt 5 und Akt 6 liegt allerdings eine Leerstelle.
N. T. Wright führt hierzu an, was Schauspieler in einem Theaterstück machen würden, wenn das Drehbuch solch eine Lücke aufweisen würde: sie verinnerlichen die vorhandene Geschichte und improvisieren dann die Leerstelle. Das finde ich eine sehr spannende Herangehensweise. Es bedeutet, dass wir nicht einfach wiederholen, wie es vorher war, nicht einfach möglichst nah zurück wollen an die biblischen Zeiten. Sondern wir kommen aus der biblischen Geschichte, haben die Vision der neuen Schöpfung vor Augen und improvisieren den Weg bis dahin. Improvisation ist dabei nicht als unvorbereitete Aktion gemeint, sondern als Weiterführung im Geiste des Vorhandenen, jedoch ohne feste Vorgaben und ohne einen stetigen Fortschritt anzunehmen. Welchen Weg das ergeben wird, bleibt hier unklar und auch wie Akt 6 beginnt, entzieht sich unserer Erkenntnis.
Interessant und fraglich bleibt für mich, wie wir unsere bisherige Improvisation der letzten 1900 Jahre einordnen und bewerten würden. Auch in wie weit wir tatsächlich Fortschritte zu Akt 6 machen oder er wie Akt 4 nach Akt 3 zwar angebunden, aber doch mit klarem Bruch beginnt, bleibt für uns nicht beantwortbar. Als Teil von Akt 5 aus der großen Geschichte der Bibel zu leben und dennoch selbst Akzente setzen zu können, finde ich aber attraktiv und herausfordernd.
PS: Der zweite YouTube Link zeigt eine Zusammenfassung der biblischen Geschichte in animierter Form durch BibleProject. Der dritte das Gleiche übersetzt in Deutsch.
Die Opferrituale und vor allem die spätere metaphorische Verwendung von Opferbegriffen im NT in Bezug auf Christus sind heute nur noch schwierig einzuordnen (dazu WiBiLex) .
Vereinfacht zusammengefasst gibt es das Opfer als Vorgang und als Objekt. Als Vorgang gibt jemand etwas auf, um damit anderes zu bewirken. Ein heidnischer Kontext wäre hier, ein Tier zu opfern, um den Zorn eines Gottes zu stillen oder einen Vorteil zu gewinnen. Als Objekt gibt es darüber hinaus das dargebotene Opfer, im Beispiel von eben also das dargebotene Tier. Die Unterscheidung im Englischen zwischen sacrifice und victim kann hilfreich sein, wobei die grundlegende Thematik gleich ist. Es wird etwas oder jemand geopfert für eine Ziel. Kriegsopfer werden dem Kriegsziel untergeordnet. Gewinnen wird hier als wichtiger als Menschenleben angesehen. Genauso ist das Leben eines geopferten Tiers im Kultischen dem Ziel untergeordnet, Gott näher zu kommen.
Beim Gott der Bibel stehen Opfer nicht in Verbindung mit dem Zorn, sondern mit der Liebe. Die Tieropfer zeigen auf, dass durch die menschliche Sünde Leben zerstört wird und der Tod um sich greift. Diese Dramatik wird zum einen im Tod des Tieres symbolisiert. Zum anderen wird daran deutlich, dass Gott nicht die Menschen in den tödlichen Konsequenzen der Sünde belassen will, sondern ihnen einen Ausweg schafft. Damit einher geht der Ritus der Reinigung. Gottes Sphäre und die Sphäre von Sünde und Tod passen nicht zusammen (dazu Theme Schöpfung und Gegenwart Gottes).
Diese Grundlagen werden im NT auf Christus übertragen (vor allem im Hebräerbrief und hier besonders in Kapitel 9). An Christus zeigt sich im besonderen Maß, welche Folgen die Sünde hat. Hier wird deutlich, welche Herrschaft der Mensch in Abwendung von Gott und in Hinwendung zu anderen Mächten und Gewalten zeigt (dazu Theme Gottes Herrschaft & der Mensch als königlicher Priester). Die Herrschaft der Sünde zeigt am Kreuz ihr wahres Gesicht, wenn ein Unschuldiger furchtbar und menschenverachtend hingerichtet wird. Und gleichzeitig zeigt auch die Herrschaft Gottes ihr wahres Gesicht: indem der König für seine Mitmenschen stirbt und Hass mit Liebe, Rache mit Vergebung und tyrannische Herrschaft mit aufopferungsvollem Dienen beantwortet wird.
Es ist offensichtlich, dass Jesus das Objekt Opfer ist. Wer jedoch vollzieht das Opfer als Vorgang? Jesus spricht davon, dass er sich selbst gibt. Auch das ist ziemlich eindeutig. Fraglich hingegen ist, an wen das Opfer Jesu gerichtet ist. Zum einen ist Jesus ein Opfer an Gott. Eine vollkommene Hingabe des eigenen Lebens im Gehorsam bis zum Tod. Zum anderen ist Jesus ein Opfer des Bösen, das ihn ans Kreuz geschlagen hat. Und in gewisser Weise in Jesus auch ein Opfer hin zu den Menschen, das ihre Beziehung zu Gott zu heilen vermag, weil sich hier Gottes Liebe zeigt. Gott sorgt für Versöhnung, obwohl der Mensch die Beziehung zerstört hat. Nicht Gott stand der Versöhnung im Wege, sondern der Mensch mit seinem Misstrauen gegenüber Gott. Die Hoffnung ist, dass die Liebe Gottes, die sich am Kreuz und darüber hinaus zeigt, dieses Misstrauen beseitigt.
Die Auferstehung wird darin wiederum zur Überwindung der Mächte und Gewalten. Sie ergreifen mit ihrer ganzen Macht Christus, bringen ihn in die Gottverlassenheit und in den Tod. Die Auferstehung eröffnet aber das neue Leben, welches kein Zurück vor den Tod, sondern ein Hindurch ist. So wichtig das Kreuz zur Exposition der beiden unterschiedlichen Herrschaftsbereiche ist, so wäre es allein doch nur die Darstellung dessen, dass das Böse das Gute besiegt und umbringt. Erst in der Auferstehung entsteht die Kraft, dass das Gute auch ohne Gewalt und Attacke zum Sieg kommt.
Das ist auch gar nicht anders möglich, da Gott selbst für das Gute steht und er selbst in seiner Essenz Liebe ist. Gottes Herrschaft mit Gewalt wäre nicht Gottes Herrschaft. Auch Gottes Lebensplan und Lebensweg für die Menschen kann nicht erzwungen werden. Das ist die Paradoxie des göttlichen Gesetzes. Es ist ein vollkommenes Gesetz, welches zur Liebe anleitet (konkret im Doppeltgebot der Liebe). Und doch ist es ein Gesetz, das in Bezug zur Liebe nicht funktionieren kann. Vielmehr zeigt und erfasst uns die Liebe Gottes, kulminiert am Kreuz in der Hingabe Christi. Sie lädt ein und führt hin zu einer versöhnten Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf.
PS: Noch mehr als in den anderen Themes ist dieser Text bruchstückhaft. Die Deutungsarten sind vielfältig und bereits in der Bibel unterschiedlich aufgegriffen.
Diese Hochzeitsansprache wurde in einer säkularen Veranstaltungshalle einer Kleinstadt vorgetragen. Es gab nahezu kein Rahmenprogramm - nur einen DJ, der zu Beginn einen Anfangssong und nach der Trauung einen Schlusssong einspielte. Es gab also keine Kirche, keine Orgel, keinen Chor, keine Lesungen, keine Kirchenbänke, keinen Altar und keine christliche Symbolik.
Die Herausforderung bestand darin, Gottes Geschichte anhand der Geschichte des Brautpaares zu erzählen, ohne die Geschichte des Brautpaares als bloße Illustration zu missbrauchen. Auf der anderen Seite sollte aber auch nicht "die christliche Botschaft" zu einem bloßen romantischen Dekor der Feier entwertet werden. 80% oder mehr der Zuhörer:innen hatten mit "Kirche" nichts zu tun.
Die Ansprache dauert knapp 24 min. Sie ist länger als eine übliche Hochzeitsansprache, weil sie letztendlich auch dazu da war, als eine atmosphärische Eröffnung zu fungieren. Die mp3 ist nur intern im Lab "Meta-Story des Evangeliums" verfügbar. Es liegt nur eine Handy-Aufnahme mit eingeschränkter Audio-Qualität vor. Siehe Anhang.
Im Theme zur Schöpfung und Gegenwart Gottes habe ich bereits angedeutet, welchen Platz der Mensch in Bezug zu Gott hat: Er bekommt die Aufgabe von Gott vom Garten Eden ausgehend die Welt segensreich zu erschließen. Der Garten Eden steht für die Präsenz Gottes, für die unmittelbare Zusammenkunft von Himmel und Erde. Der Mensch ist Teil dieser Schöpfung und in diese Konstellation gestellt, jedoch mit der herausragenden Aufgabe, über die Welt zu herrschen. Das Verb herrschen hat dabei eine deutlich negative Konnotation für die meisten von uns und doch hat das nicht mit dem ursprünglichen Auftrag, sondern der sündigen Ausfüllung dieses Auftrages zu tun.
Gottes Herrschaft über die Erde und die Stellvertretung des Menschen darin sind in der Bibel ein vielschichtiges Thema. Es gibt Kritik am eingeführten Königtum Israels mit der Begründung, dass Gott selbst der eigentliche König ist. Es gibt aber auch Gottes Zusagen an David, ihm ein ewiges Königreich zu schenken. Auffällig ist, dass Gottes Wirken, seine Wunder und großen Taten, sehr selten ohne menschliche Beteiligung auskommen. Mose hebt seinen Stab und Gott teilt das Meer, Josua läuft mit Posaunen um Jericho und Gott lässt die Mauern einstürzen. Auch Jesus verweist, vor allem im Johannesevangelium, immer wieder darauf, dass er zwar wirkt, aber schlussendlich Gott der Vater etwas durch ihn bewirkt (Joh 5,19ff). Auch in diesem Sinn zeigt Jesus sich als der wahre Mensch.
Den Auftrag des Menschen will ich in der Bezeichnung „königlicher Priester“ zusammenbringen. Beide Teile ziehen sich durch die gesamte Bibel hindurch. Die Aufgabe der Priester ist es, Gott vor den Menschen und die Menschen vor Gott zu repräsentieren sowie die Aufgabe der Könige im Einklang mit Gottes Willen zu regieren. Diese Aufgaben liegen im eigentlichen Sinn bei der gesamten Menschheit gegenüber und als Teil der Schöpfung. Durch die Menschen soll sich Gottes Liebe, seine Großzügigkeit und Barmherzigkeit in der Welt zeigen, der Lobpreis der Schöpfung vor Gott gebracht und die Welt nach seinem guten Willen gestaltet werden. Darin zeigt sich die Ebenbildlichkeit des Menschen. Mir hat dabei das Bild geholfen, dass der Mensch nicht wie ein flacher Spiegel ist, sondern wie ein angewinkelter. Die Herrlichkeit Gottes kommt durch ihn in die Welt und der Lobpreis der Schöpfung zu Gott. Soweit die Ausgangslage.
Hier kommt nun der Begriff der Sünde ins Spiel. Die Definition von Wikipedia dazu: „Der griechische Ausdruck ἁμαρτία (hamartía) des Neuen Testaments und das hebräische Wort chata’a oder chat'at (חַטָּאָה/חַטָּ֣את) des Tanach bedeuten Verfehlen eines Ziels“. Auch hier zeigt sich für mich das Bild des angewinkelten Spiegels als hilfreich. Des es kommt darauf an, worauf er ausgerichtet ist, wovon abhängt, was er widerspiegelt. Die Sünde meint dabei die Ausrichtung auf etwas anderes als Gott, dem eigentlichen Ziel. Was die Menschen daraus repräsentieren und mit welcher Ausrichtung sie herrschen, zeigt sich in unserer Welt in vielen Facetten. Schlussendlich regieren jedoch nicht die Menschen und Gott durch sie, sondern andere Mächte und Gewalten regieren durch die Menschen (Röm 6,16ff). Diese sind es, die Gott überwindet nach Kol 2,15: „Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und über sie triumphiert in Christus.“
In Christus bringt Gott seine Herrschaft in unsere Welt. Bereits die Bundesschlüsse mit Abraham, Mose und David zeigen diese Richtung auf. Gott wird durch Israel seine Herrschaft aufrichten und durch Israel soll die gesamte Schöpfung seinen Segen erfahren. Das Volk Israel und seine Dynastie wurden jedoch selbst durch Sünde korrumpiert und kamen diesem Auftrag nicht nach. Als Konsequenz landet die Oberschicht Israels im Exil, ganz offensichtlich unter fremden Herrschern. Hier wächst die Hoffnung auf einen neuen Exodus und damit auch die Hoffnung auf die sich neu einsetzende Herrschaft Gottes. Nicht bloß in einem neuaufgebauten Tempel, sondern darüber hinaus. Jesus nimmt diese Prophezeiung für sich selbst in Anspruch (Lk 4,16ff). Das ist die Bedeutung von Evangelium im engeren Sinn: der Ausruf über eine Königsherrschaft. Sozusagen: Gott ist als König zurückgekehrt. In Christus bricht nicht nur Gottes Herrschaft durch den neuen Menschen neu in die Schöpfung, auch der Bundesschluss wird nun endlich von Seiten des Menschen in Christus erfüllt. Er wird der ultimative königliche Priester und an Pfingsten bringt sein Geist diese Kapazität in seine NachfolgerInnen. Darin erfüllt sich bereits als Stückwerk, was im Vater Unser gebetet und in Gottes Ewigkeit erhofft wird: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden“.
[Nachfolgend eine Playlist von BibleProject, die das Thema umfangreich (auf Englisch) und grafisch eindrucksvoll nachzeichnen.]
PS: Ursprünglich habe ich Gottes Herrschaft und die Aufgabe des Menschen darin als unterschiedliche Themes aufgelistet. Das hat sich aber bereits nach wenigen Zeilen des Schreibens als künstliche Trennung gezeigt.