Reich Gottes

Beschreibung

Abgrenzung der Fragestellung

Die Beziehung von Kirche in ihren gegenwärtigen Strukturen und der digitalen Transformation ist für mich grundsätzlich und verkürzt recht einfach zu formulieren: Wir sollten die Möglichkeiten von Reichweite, Vernetzung, digitaler Niedrigschwelligkeit usw. nutzen, ohne dabei zentrale Werte von Gemeinde wie Beziehungen, Körperlichkeit, ganzheitliche Erlebnisse usw. durch digitale Formate zu unterwandern. Die technische Umsetzung und das genaue Abwägen, was mit welcher Intention digital oder bewusst nicht digital durchgeführt wird, bleiben dabei Herausforderungen, sind aber mit zunehmender Erfahrung gut zu gestalten.

In diesem Snapshot möchte ich daher bewusst nicht darauf eingehen, sondern auf die Frage, wie Digitalität das Reich Gottes in neue kirchliche und gemeindliche Strukturen verändern kann.

Reich Gottes

Das Reich Gottes ist für mich dabei der Regierungsraum von Gott. Der spirituelle Raum, in dem Jesus der König ist und dessen NachfolgerInnen in seinem Sinn die Welt mitgestalten. Bei Regierung, König oder noch stärker bei Herrschaft sind leider immer thematische Abgrenzungen nötig (dazu bräuchte es neue Wörter), da die Art & Weise den üblichen Auslebungen entgegensteht. Also ein König der dient, eine Herrschaft der Liebe, ein Regierungsraum der Vergebung und des gegenseitigen Erbauens. Ausgangspunkt dieses Reiches ist Jesus, der destruktive Mächte durchbricht und stattdessen mit seiner liebevollen Hingabe neues, freies und hoffnungsvolles Leben ermöglichst.

Reich Gottes in bestehenden Strukturen

Das dieses Reich Gottes nicht einfach in unsere gesellschaftlichen Strukturen hineinpasst, ist offensichtlich. Dennoch wurde genau das zu verschiedenen Graden getan. In christliche Staaten, christliche Volkskirchen. Als Freikirchen bzw. speziell Baptisten haben wir diese Vermengung kritisiert und haben stets betont, dass die Zugehörigkeit zum Reich Gottes nicht durch Staatsangehörigkeit, Familienstrukturen oder sonstige vermittelte Gottesbeziehung funktioniert, sondern in direkter Begegnung mit Christus. Auch dieser Ansatz hat sich jedoch schnell in Vereinen und festen Versammlungsorten in andere Strukturen gebracht. Es ist offenbar so, dass wir als Menschen langfristig solche Strukturen brauchen und schon die Pastoralbriefe in der Bibel zeugen von solchen Mechanismen für die zweite und dritte Generation von Christen.

Strukturen & Christsein

Mit Blick auf den digitalen Wandel stellt sich für mich die Frage, ob sich dadurch neue Chancen ergeben, bisherige hinderliche Strukturen zu überwinden und neue, hilfreichere zu begründen. In meinen Überlegungen sind dies vor allem benötigte Strukturen für das große Ganze, als auch für das Christsein im Alltag.

Inhaltlich wiederum zeigen sich die Grundaspekte, selbst als ChristIn im Glauben erbaut zu werden sowie diesen Glauben als Teil von Gottes Reich in diese Welt zu leben. Beide Grundaspekte können sicherlich in viele kleinere Teile aufgeteilt werden. Für mich ist dazu die Metapher des Ein- und Ausatmens nachhaltig im Gedächtnis geblieben. Sowohl für christliche Individuen als auch für Gruppen braucht es eine gesunde Balance, da ansonsten das jeweils andere an Grenzen stößt.

Alte Strukturen & neue Ansätze der Digitalität

In diesem Snapshot kann und will ich nun keinen kompletten Entwurf zu einer neuen kirchlichen Struktur starten. Mir stehen vor allem die Grundfragen vor Augen, ob bisherige Strukturen sowohl das große Ganze vom Reich Gottes als auch das konkrete Kleine sowie die individuelle Erbauung als auch die Hilfe zur Auslebung des Glaubens möglichst optimal unterstützen. Hier kann die Antwort nach meiner Wahrnehmung nur ein deutlich Nein sein. Viele Strukturen, sei es die Ortsgemeinde oder Kirchstrukturen, die auf eine bestimmte Region oder ein bestimmtes Land begrenzt sind, sind der Lokalität geschuldet. Keiner Lokalität, die für persönliche Beziehungen, Erbauung usw. zwingend nötig wäre (das könnte ja z.B. auch in Hauskreisen abgedeckt werden), sondern die unsere örtliche Begrenztheit widerspiegelt. Damit einher gehen unzählige Doppelstrukturen, Zuständigkeitsgrenzen und andere Beschränkungen.

Für mich zeigt die digitale Transformation eine Chance auf, hier deutlich bessere, vernetztere und umfassendere Strukturen aufzubauen. Wo genau hier Grenzen liegen müssen oder sollen (bei unterschiedlichen Sprachen? Konfessionen? Ländern? Frömmigkeitsstilen?) sei hier offengelassen.

Spannender, aber auch schwieriger finde ich die Frage nach der individuellen Einbindung von ChristInnen. Nach meinem Eindruck wird hier die Lokalität weiterhin elementar wichtig bleiben. Natürlich können wir uns auch online mit anderen Gleichgesinnten vernetzen (siehe hier bei Zukunftspilgern), Predigten hören, Einfluss nehmen usw. Aber tiefgehende geistliche Erbauung als auch diakonische Auslebung des Glaubens brauchen für mich die Lokalität, die Gemeinschaft vor Ort. Wie groß diese Gemeinschaft sein sollte, bleibt eine andere Frage. Kleingruppen kommen sicher schnell an diakonische und organisatorische Grenzen, größere Versammlungen/Gemeinden an Grenzen des Persönlichen und Individuellen.

Gedanken eines Entwurfes

Wie es dann schlussendlich aussehen könnte, ist für mich noch ziemlich unklar. Vielleicht gibt es dann nur noch ein Zehntel der Gemeindegebäude (ich habe hier die Baptisten vor Augen). Das sind die großen, in die mindestens 300 Leute hineinpassen, verteilt auf Deutschland. Hier findet einmal im Monat ein großer gemeinsamer Gottesdienst statt. Dafür reisen die Menschen etwa bis zu einer halben Stunde an, bleiben zum Mittagessen und am Nachmittag noch zu weiterem Austausch, Schulungen, Absprachen für diakonische Projekte usw. Ansonsten gibt es Online-Gottesdienste. Also keine Gottesdienste, die abgefilmt und online gestellt werden, sondern echte Online-Gottesdienste. Darauf ausgelegt, sie gemeinsam in Kleingruppen zu schauen, darüber in den Austausch zu kommen und auf den eigenen Alltag zu beziehen. Vielleicht gibt es eine Handvoll verschiedener Gottesdienststile, inhaltlich aber nah beieinander. In den Kleingruppen findet die persönliche Begegnung untereinander und mit Gottes Wort statt. Sie bleibt klein und flexibel genug, um andere Menschen dazu einzuladen, sich in Cafés, Häusern oder sonst wo zu treffen. Wie durchlässig solche Gruppen sein sollten und andere Details, mal außen vorgelassen. Durch die gemeinsamen Online-Gottesdienste und die großen vor Ort Treffen einmal im Monat gibt es bereits inhaltliche Vernetzungen im ganzen Land. Dazu gesellt sich eine digitale Struktur, die darüber hinaus den Austausch, das Wissensmanagement (ganz wichtig!) und strategische Planungen erleichtert.

Das ist jetzt doch schon etwas konkreter als vor dem Schreiben von mir gedacht. Natürlich noch sehr unfertig. Aber solche neuen, hilfreichen Strukturen zu schaffen, die an der Ein- und Ausatmung von Gottes Reich ausgerichtet sind, das erhoffe ich mir von den Chancen der Digitalität. Vieles wird auch damit einhergehen, anhand welcher Story, also welcher großen Erzählung von Gottes Reich wir die Strukturen neu ausrichten wollen.

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Alltag Digitalisierung Gemeinschaft Kultur der Digitalität Reich Gottes
Beschreibung

Herzliche Einladung zur nächsten Themenphase auf zukunftspilgern.de. Diese Phase startet am 9. November und endet am 13. Dezember. In diesem Text erläutern wir dir, was genau geplant ist und in welcher Form du mitmachen kannst – falls du möchtest ;).
 

Die übergreifende Themenfrage
Wie wirkt sich die Kultur der Digitalität auf Glaube, Kirche und das Verständnis vom Reich Gottes aus?

"Wir leben in stürmischen Zeiten und durch die technologischen computergestützten Entwicklungen, die immer rasanter werden, verändert sich u.a. die Art und Weise, wie wir mit Informationen umgehen, miteinander kommunizieren und uns selbst wahrnehmen. Felix Stalder spricht von einer "Kultur der Digitalität", Ulrich Beck sieht eine "Metamorphose der Welt" und Fredmund Malik sieht in der extremen "Komplexität" die größte Herausforderung der Menschheitsgeschichte." (Zitat: Frank Thissen)
 

Die Struktur der Themenphase
Wir nähern uns dieser großen Thematik auf unterschiedlichen Zugangswegen an.

1) Zwei einzelne Seminare
Falls es dir um Wissens-Input geht, sind diese Seminare genau richtig. Du kannst einzeln daran teilnehmen, ohne bei den anderen Veranstaltungen dabei zu sein.

2) Ein biografisch-persönliches Lab
Dieses Lab umfasst drei Loops. (Erläuterung der Begriffe). Wir nehmen uns Zeit, um von unserer veränderten Glaubenspraxis zu erzählen. Und wir inspirieren einander, welche Chancen die Digitalisierung für die Beziehung zu Gott und untereinander bietet.

Die einzelnen Loops im Lab 03:

3) Ein theologisch-diskursives Lab
Dieses Lab umfasst vier Loops. Schwerpunkt bildet eine theologische Reflexion des Reiches Gottes und die Suche nach stimmigen Bildern im Zeitalter der Digitalisierung.

Die einzelnen Loops im Lab 04:

Wie du mitmachen kannst
Es gibt unterschiedliche Level der Beteiligung, je nachdem, wie intensiv du dich mit der Thematik auseinandersetzen möchtest.

  • An den oben genannten Einzel-Seminaren teilnehmen.
  • Sich für eins der beiden Labs entscheiden. Hier ist es wichtig, dass du versuchst, bei allen zugehörigen Loops dabei zu sein. Nur so gelingt es, eine dialogische Lerngemeinschaft auf Zeit zu bilden.
  • Du kannst dich auch einfach nur den gewünschten Labs zuordnen, ohne bei den Loops mitzumachen. Dann bleibst du durch den Gruppenstream - gewissermaßen als passive:r Zuhörer:in - auf dem Laufenden.
  • Zwischen den einzelnen Loops gibt es Schreibphasen. Man kann für sich Pilger-Notes erstellen oder Materialfunde in den Doc-Pool hochladen. Darauf können dann wiederum andere mit Kommentaren reagieren. Das alles geht auch, ohne dass du an Loops oder Labs teilnimmst. Den Überblick behältst du auf deinem Dashboard links oben im Menü.
  • Für all das ist es nötig, dass du dir einen eigenen Online-Account auf zukunftspilgern.de erstellst. Hier kannst du dich registrieren.

Wie der Prozess im Detail abläuft, wird hier genauer erläutert:

Zielpunkt ist, dass möglichst viele der beteiligten Personen (= Pilgrims) am Ende der Themenphase ein Zwischenfazit (= Snapshot) ihrer inneren Gedankenreise verschriftlichen. Alle Snapshots werden dann intern hier veröffentlicht: https://zukunftspilgern.de/de/snapshots

So inspirieren wir uns gegenseitig, weiter in die Zukunft zu pilgern.

Wir freuen uns, wenn du Lust hast, mitzumachen.
Daniel, Frank, Walter, Jens

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Digitalisierung Glaube Reich Gottes
Beschreibung

Nachdem ich nun in drei Themes (1., 2. und 3.) einzelne Blickwinkel auf die große Geschichte der Bibel gerichtet habe, will ich diese nun in einer Story selbst zusammenbringen. Das ist schon eine große Herausforderung, ich will aber gleichzeitig noch möglichst kompakt darin bleiben. Geschichte ist immer der Fokus auf bestimmte Aspekte und Weglassen von vielem anderen. Damit wage ich mich nun an die große Erzählung und schaue dann in einem zweiten Schritt, was diese im Zusammenklang mit unserer Zeit macht.

Zur Strukturierung der Geschichte nutze ich eine Einteilung, die N. T. Wright vornimmt, indem er die biblische Geschichte in Akte eines Dramas aufteilt (siehe ersten YouTube Link unten). Er selbst spricht klassisch von fünf Akten, ich selbst werde sechs verwenden (um die Neuwerdung am Ende herauszustellen).

Akt 1 – Die Schöpfung

Gott erschafft die Welt und sie ist sehr gut. In dieser Welt übergibt er den Menschen die Aufgabe, sich um die Erde zu kümmern, über sie zu regieren (leider fehlt ein schöneres Wort) und seine Schöpfung im Guten voranzubringen. Darin zeigt sich die Ebenbildlichkeit des Menschen, dass sie Gottes liebevolle und weise Herrschaft in die Welt wiedergeben und den Lobpreis der Schöpfung zu Gott. Das soll in Liebe untereinander und in Liebe zu Gott geschehen.

Akt 2 – Der Sündenfall

Der Mensch zweifelt an Gottes guten Absichten, er will nicht Gottes Herrschaft in die Welt bringen, sondern seine eigene. Er wird jedoch nicht autonom, sondern fällt in die Zwänge und Beeinflussung von Mächten und Gewalten, auf die der Mensch nun ausgerichtet ist. Als falsches Ziel – die Sünde. Es sind keine Götter, sondern Götzen, die den Menschen und damit auch seine Herrschaft über die Schöpfung korrumpieren. Es startet in den Herzen der Menschen und wächst hin zu zerstörerischen Reichen.

Akt 3 – Israel

Beginnend mit Abraham und folgend mit seinen Nachfahren als Volk Israel macht Gott sich auf, die Menschheit wieder für sich zurückzugewinnen. In und an Israel soll deutlich werden, wie ein Leben in Gemeinschaft mit Gott aussieht, das ein Segen für die gesamte Welt wird. Liebe Gott und liebe deinen Nächsten, so lauten die Gebote Gottes zu solch einem Leben. Weil aber nicht die reine Liebe, sondern die Sünde das Herz der Menschen erfasst hat, misstraut auch Israel immer wieder Gottes Willen und verstrickt sich im Bösen.

Akt 4 – Jesus

Der Höhepunkt der Geschichte, die gute Nachricht: Trotz aller Abwendung wird Israel doch zu Gottes Segenshandlung an der Welt – indem Gott selbst in Jesus Mensch wird. An ihm zeigt sich, wie der Mensch in Liebe zu Gott und den Mitmenschen über diese Welt regieren soll. Nicht mit Unterdrückung und Gewalt, sondern dienend und in Liebe. Gottes Herrschaft in Christus kollidiert mit der Herrschaft der Sünde am Kreuz. Jesus stirbt, die Fratze des Bösen wird offenbar und gleichzeitig zeigt sich Gottes Himmelreich darin, dass nicht Rache, sondern Vergebung folgt und die Auferstehung in ein neues Leben.

Akt 5 – Die Gemeinde

Durch die Auferstehung von Jesus hat eine neue Schöpfung begonnen. Sie beginnt mit erneuerten Menschen, die wieder auf Gott ausgerichtet sind und seine Herrschaft widerspiegeln. Durch das Wirken von Jesus und seinen Tod am Kreuz werden Menschen im Herzen bewegt. Sie erfahren die Vergebung, Heilung und die Liebe Gottes sowie darin bereits ein Stück neues Leben. Aus dieser Erfahrung heraus und in Leitung von Gottes Geist begegnen sie auch ihren Mitmenschen auf neue Weise und nehmen ihren Auftrag als stellvertretende Herrscher (hier wird das passende, fehlende Wort besonders sichtbar) über die Schöpfung dienend an.

Akt 6 – Die neue Schöpfung

Der Ausblick – Gottes Gegenwart kommt ganz mit der Schöpfung zusammen. Was bereits in Christus sichtbar wurde und durch das Wirken des Heiligen Geistes ein stückweit erfahrbar, wird dann umfassende Realität. All das Zerstörerische, auf das die Menschen sich ausgerichtet und das sie selbst angerichtet haben, wird keinen Bestand mehr haben. Der Mensch lebt gemeinsam mit Gott, das Misstrauen aus Akt 2 ist bereits durchlebt und überwunden. Es bleibt der Auftrag Gottes an den Menschen, gemeinsam in Liebe an einer erneuerten Schöpfung mitzuwirken.

Begründung für diese Erzählweise

Die Ebenbildlichkeit des Menschen sowie seine Aufgabe gut über diese Welt zu herrschen findet für mich den größten Anklang an gegenwärtige Weltdeutungen. Das ausgerufene Anthropozän beschreibt die Tatsache, dass der Einfluss der Menschheit auf unsere Welt immer weiter zunimmt. Es hat enormen Einfluss auf die gesamte Schöpfung, wie die Menschheit sich verhält und worauf sie sich ausrichtet. Das geht weit über den Umweltschutz hinaus. Wen oder was der Mensch mit seinem Leben widerspiegelt hat hohe Bedeutung. Die Gute Botschaft ist dabei, dass wir in Jesus nicht nur einen Menschen mit richtiger Ausrichtung auf Gott erleben, sondern er diese Ausrichtung, das von Gott gewollte Leben auch für die Menschen möglich macht mit seiner Vergebung, Heilung und Liebe.

Die Gegenwart als Teil von Akt 5

Der schwierige Teil kommt nun allerdings erst noch. Wie wirkt sich diese Geschichte in unsere Zeit aus? Und darüber hinaus: wie hat sie sich in die Geschichte der letzten 1900 Jahre der nachbiblischen Zeit ausgewirkt? Denn wir stehen heute natürlich nicht im geschichtsleeren Raum, sondern sind nach der biblischen Geschichte auch von der langen folgenden Zeit bis heute mitgeprägt. Würden wir es allerdings wie die biblischen Autoren wagen, Zeiten und historische Ereignisse in Gottes Geschichte mit den Menschen zu interpretieren? War z.B. die konstantinische Wende ein Hochpunkt oder Tiefpunkt des Christentums oder irgendwie beides? Ob wir uns nun an solche Interpretationen wagen oder nicht: die größten Parallelen haben wir heute in Akt 5 mit Akt 3. Es sind jeweils große, variantenreiche Zeiträume abgedeckt. Gott hat jeweils sein Volk in eine neue Lebenssituation geführt (im Heiligen Land bzw. in die Zeit der Kirche nach Pfingsten). In Akt 5 haben wir allerdings nur den Anfang zur Verfügung (in Form des NT). Akt 6 ist uns ebenfalls angedeutet mit den Visionen, welche die Bibel für die neue Schöpfung aufzeigt. Zwischen dem Anfang von Akt 5 und Akt 6 liegt allerdings eine Leerstelle.

N. T. Wright führt hierzu an, was Schauspieler in einem Theaterstück machen würden, wenn das Drehbuch solch eine Lücke aufweisen würde: sie verinnerlichen die vorhandene Geschichte und improvisieren dann die Leerstelle. Das finde ich eine sehr spannende Herangehensweise. Es bedeutet, dass wir nicht einfach wiederholen, wie es vorher war, nicht einfach möglichst nah zurück wollen an die biblischen Zeiten. Sondern wir kommen aus der biblischen Geschichte, haben die Vision der neuen Schöpfung vor Augen und improvisieren den Weg bis dahin. Improvisation ist dabei nicht als unvorbereitete Aktion gemeint, sondern als Weiterführung im Geiste des Vorhandenen, jedoch ohne feste Vorgaben und ohne einen stetigen Fortschritt anzunehmen. Welchen Weg das ergeben wird, bleibt hier unklar und auch wie Akt 6 beginnt, entzieht sich unserer Erkenntnis.

Interessant und fraglich bleibt für mich, wie wir unsere bisherige Improvisation der letzten 1900 Jahre einordnen und bewerten würden. Auch in wie weit wir tatsächlich Fortschritte zu Akt 6 machen oder er wie Akt 4 nach Akt 3 zwar angebunden, aber doch mit klarem Bruch beginnt, bleibt für uns nicht beantwortbar. Als Teil von Akt 5 aus der großen Geschichte der Bibel zu leben und dennoch selbst Akzente setzen zu können, finde ich aber attraktiv und herausfordernd.  

PS: Der zweite YouTube Link zeigt eine Zusammenfassung der biblischen Geschichte in animierter Form durch BibleProject. Der dritte das Gleiche übersetzt in Deutsch.

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Erzählung Evangelium Gute Nachricht Heilsgeschichte Meta-Story Reich Gottes
Website
https://www.youtube.com/watch?v=b2BJdBAp7wo https://www.youtube.com/watch?v=7_CGP-12AE0 https://www.youtube.com/watch?v=UNKQf4QOZRU
Beschreibung

Im Theme zur Schöpfung und Gegenwart Gottes habe ich bereits angedeutet, welchen Platz der Mensch in Bezug zu Gott hat: Er bekommt die Aufgabe von Gott vom Garten Eden ausgehend die Welt segensreich zu erschließen. Der Garten Eden steht für die Präsenz Gottes, für die unmittelbare Zusammenkunft von Himmel und Erde. Der Mensch ist Teil dieser Schöpfung und in diese Konstellation gestellt, jedoch mit der herausragenden Aufgabe, über die Welt zu herrschen. Das Verb herrschen hat dabei eine deutlich negative Konnotation für die meisten von uns und doch hat das nicht mit dem ursprünglichen Auftrag, sondern der sündigen Ausfüllung dieses Auftrages zu tun.

Gottes Herrschaft über die Erde und die Stellvertretung des Menschen darin sind in der Bibel ein vielschichtiges Thema. Es gibt Kritik am eingeführten Königtum Israels mit der Begründung, dass Gott selbst der eigentliche König ist. Es gibt aber auch Gottes Zusagen an David, ihm ein ewiges Königreich zu schenken. Auffällig ist, dass Gottes Wirken, seine Wunder und großen Taten, sehr selten ohne menschliche Beteiligung auskommen. Mose hebt seinen Stab und Gott teilt das Meer, Josua läuft mit Posaunen um Jericho und Gott lässt die Mauern einstürzen. Auch Jesus verweist, vor allem im Johannesevangelium, immer wieder darauf, dass er zwar wirkt, aber schlussendlich Gott der Vater etwas durch ihn bewirkt (Joh 5,19ff). Auch in diesem Sinn zeigt Jesus sich als der wahre Mensch.

Den Auftrag des Menschen will ich in der Bezeichnung „königlicher Priester“ zusammenbringen. Beide Teile ziehen sich durch die gesamte Bibel hindurch. Die Aufgabe der Priester ist es, Gott vor den Menschen und die Menschen vor Gott zu repräsentieren sowie die Aufgabe der Könige im Einklang mit Gottes Willen zu regieren. Diese Aufgaben liegen im eigentlichen Sinn bei der gesamten Menschheit gegenüber und als Teil der Schöpfung. Durch die Menschen soll sich Gottes Liebe, seine Großzügigkeit und Barmherzigkeit in der Welt zeigen, der Lobpreis der Schöpfung vor Gott gebracht und die Welt nach seinem guten Willen gestaltet werden. Darin zeigt sich die Ebenbildlichkeit des Menschen. Mir hat dabei das Bild geholfen, dass der Mensch nicht wie ein flacher Spiegel ist, sondern wie ein angewinkelter. Die Herrlichkeit Gottes kommt durch ihn in die Welt und der Lobpreis der Schöpfung zu Gott. Soweit die Ausgangslage.

Hier kommt nun der Begriff der Sünde ins Spiel. Die Definition von Wikipedia dazu: „Der griechische Ausdruck ἁμαρτία (hamartía) des Neuen Testaments und das hebräische Wort chata’a oder chat'at (חַטָּאָה/חַטָּ֣את) des Tanach bedeuten Verfehlen eines Ziels“. Auch hier zeigt sich für mich das Bild des angewinkelten Spiegels als hilfreich. Des es kommt darauf an, worauf er ausgerichtet ist, wovon abhängt, was er widerspiegelt. Die Sünde meint dabei die Ausrichtung auf etwas anderes als Gott, dem eigentlichen Ziel. Was die Menschen daraus repräsentieren und mit welcher Ausrichtung sie herrschen, zeigt sich in unserer Welt in vielen Facetten. Schlussendlich regieren jedoch nicht die Menschen und Gott durch sie, sondern andere Mächte und Gewalten regieren durch die Menschen (Röm 6,16ff). Diese sind es, die Gott überwindet nach Kol 2,15: „Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und über sie triumphiert in Christus.“

In Christus bringt Gott seine Herrschaft in unsere Welt. Bereits die Bundesschlüsse mit Abraham, Mose und David zeigen diese Richtung auf. Gott wird durch Israel seine Herrschaft aufrichten und durch Israel soll die gesamte Schöpfung seinen Segen erfahren. Das Volk Israel und seine Dynastie wurden jedoch selbst durch Sünde korrumpiert und kamen diesem Auftrag nicht nach. Als Konsequenz landet die Oberschicht Israels im Exil, ganz offensichtlich unter fremden Herrschern. Hier wächst die Hoffnung auf einen neuen Exodus und damit auch die Hoffnung auf die sich neu einsetzende Herrschaft Gottes. Nicht bloß in einem neuaufgebauten Tempel, sondern darüber hinaus. Jesus nimmt diese Prophezeiung für sich selbst in Anspruch (Lk 4,16ff). Das ist die Bedeutung von Evangelium im engeren Sinn: der Ausruf über eine Königsherrschaft. Sozusagen: Gott ist als König zurückgekehrt. In Christus bricht nicht nur Gottes Herrschaft durch den neuen Menschen neu in die Schöpfung, auch der Bundesschluss wird nun endlich von Seiten des Menschen in Christus erfüllt. Er wird der ultimative königliche Priester und an Pfingsten bringt sein Geist diese Kapazität in seine NachfolgerInnen. Darin erfüllt sich bereits als Stückwerk, was im Vater Unser gebetet und in Gottes Ewigkeit erhofft wird: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden“.

[Nachfolgend eine Playlist von BibleProject, die das Thema umfangreich (auf Englisch) und grafisch eindrucksvoll nachzeichnen.]

PS: Ursprünglich habe ich Gottes Herrschaft und die Aufgabe des Menschen darin als unterschiedliche Themes aufgelistet. Das hat sich aber bereits nach wenigen Zeilen des Schreibens als künstliche Trennung gezeigt.

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Evangelium Meta-Story Reich Gottes
Website
https://www.youtube.com/playlist?list=PLH0Szn1yYNeex8AmAgAYdXQxz5YWB3y1O
Beschreibung

(1) Warum (mir) diese Frage wichtig ist:

Wir kennen aus den Evangelien Jesu Lehren vom Reich Gottes, das mit ihm nach eigener Aussage in die Welt gekommen ist. Jesus hat vom Reich Gottes bevorzugt mithilfe von Gleichnissen gesprochen, wahrscheinlich deshalb, weil es sonst von den Menschen schwer begriffen werden kann und über ihr Verstehen hinausgeht. Das Reich Gottes scheint – ähnlich wie Gott (Ps. 8) – für uns Menschen nur ansatzweise verstehbar bzw. begreifbar zu sein, aber die Gleichnisse zeigen einige seiner Merkmale und Gesetzmäßigkeiten. Für mich ist die Reich Gottes-Lehre der zentrale Bestandteil der Nachfolge und des christlichen Glaubens.

Wenn wir heute die Bibel lesen, lesen wir sie anders als die Menschen in der Antike oder im Mittelalter.  Denn zum Verstehen bringen wir immer unseren eigenen Kontext mit ein, bestehend aus individueller Biografie, Kultur und den Lebensbedingungen. Bauern im Mittelalter lesen solche Texte anders als Menschen in Großstädten im 21. Jahrhundert, Handwerker lesen sie anders als Ärzte oder Polizisten. Dieses hermeneutische Grundverständnis macht ein objektives Verstehen von Texten in dem Sinne von "das hat Jesus wirklich gemeint" unmöglich. Gleichzeitig gilt aber auch, dass er uns die Schrift "öffnen" kann und wir auch immer wieder irritierende Dinge aus den Texten herauslesen, die eben nicht nur aus unserer Situation heraus kommen. Zudem können literarische Texte noch weit mehr erzeugen, als Fakten wiederzugeben (vgl. Roland Barthes: Die Lust am Text).

Nun leben wir in einer digitalen Welt zunehmend unter den kulturellen Bedingungen der Digitalität (F. Stalder) und erleben zurzeit massive Umwälzungen. Der Soziologe Ulrich Beck sprach in seinem letzten Buch sogar von einer Metamorphose, die unsere Welt durchmacht. Zygmund Bauman stellt uns die Welt als eine liquide vor und für Fredmund Malik verändern sich zurzeit sämtliche Bereiche unseres Lebens und damit auch unsere Wahrnehmung und wir selbst.

Mein Verdacht ist, dass die Merkmale einer Kultur der Digitalität (z.B. Vernetzung, Virtualität,  Referentialität, Gemeinschaftlichkeit, Algorithmizität) uns ein neues Verständnis vom Reich Gottes ermöglichen – nicht besser, aber anders. 

Fest steht für mich, dass Christus auch im digitalen Zeitalter drin ist, dass er auch die Digitalität bedingt, denn "durch ihn hat Gott alles erschaffen, was im Himmel und auf der Erde ist. Er macht alles, was wir sehen, und das, was wir nicht sehen können, ob Könige, Reiche, Herrscher oder Gewalten. Alles ist durch ihn und für ihn erschaffen." (Kolosser 1, 15 f.)

So könnte ein Teil der Pilgerreise sein, die Lehren vom Reich Gottes vor dem Hintergrund der Digitalität neu zu lesen und dabei sicherlich spannende Entdeckungen zu machen.
 

(2) Welche Themenfelder dazu gehören:

  • Lehren vom Reich Gottes
  • Kulturelle Merkmale der Digitalität
  • Hinterfragen des eigenen Textverständnisses (Hermeneutik)
     

(3) Was ich mir von einer (Teil-) Antwort erhoffe:

  • ein besseres und klärenderes Verständnis des eigenen Glaubens
  • ein angemesseneres Sprechen über den Glauben zu Menschen, denen er fremd ist
  • neue Inspirationen
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Digitalisierung Glaube Gute Nachricht Kultur der Digitalität Reich Gottes Tiefe Fragen
Beschreibung

(1) Warum (mir) diese Frage wichtig ist:

Ich bin in meinem Leben immer wieder Menschen begegnet, die etwas ausstrahlten, was mich tief berührt(e). Zugewandtheit, innerer Frieden, mit dem Leben im Einklang - sind Beschreibungen, die mir dazu einfallen. Da ist zuerst meine Uroma, die einige Jahre meiner Kindheit bei uns lebte und von der ich mich ganz und gar angenommen und geliebt fühlte. Später begegneten mir solche Menschen in Klöstern und religiösen Gemeinschaften, aber ich kenne auch welche aus meinem täglichen Leben. In Ihnen erkannte ich eine tiefe Verbundenheit mit Gott und das nicht nur in Zeiten des Gottesdienstes oder des Gebetes. Diese Bewusstheit für die Verbundenheit mit Gott wünsche ich mir leben zu können, soll heißen, in allen Verrichtungen des Tages. Aber es gibt viele Momente, wo ich die Liebe, die Weite und die Möglichkeiten Gottes außer Acht lasse und ganz gefangen bin von den irdischen Erfahrungen und Erwartungen. Ich wünsche mir, dass Gottes Anwesenheit in allen Facetten dieser Welt sichtbar wird. Und ich mit meinem Leben dazu beitragen könnte.
 

(2) Welche Themenfelder dazu gehören:

  • Gottesbeziehung: und ihre Strahlkraft

  • Kommunikation: Wie kann ich über Erfahrungen mit Gott im Alltag reden oder woran lässt sich diese Erfahrung erkennen

  • Seelsorge: Gespräche über Scheitern, Verletzungen, Gebundenheiten oder Gottesferne
     

(3) Was ich mir von einer (Teil-)Antwort erhoffe:

  1. Innere Klarheit, Freiheit und Gelassenheit für mein Leben und daraus resultierend mehr Weite und Zugewandtheit für meine Mitmenschen und meine Umwelt.
  2. Strahlkraft für die Liebe Gottes, von der das Evangelium spricht.
  3. Anregungen über Gebundenheit und Freiheit ins Gespräch zu kommen

 

Tags
Botschaft Glaube Gottesbeziehung Kommunikation Reich Gottes Seelsorge Tiefe Fragen
Anhang
Beschreibung

(1) Warum (mir) diese Frage wichtig ist:

Gemeinsamer als auch individueller christlicher Glaube zeigt sich mir oft als sehr fragmentarisch. Nicht einfach als bruchstückhaft, sondern als Fehlen des großen Ganzen. Was ist das Motiv, nach dem wir unsere kleinen Puzzle-Teile des Lebens zusammenlegen? Lange Zeit gab es solch ein Bild: Es war der Gerichtssaal, mit Gott dem Vater als Richter, dem Heiligen Geist als Anwalt und Christus als dem Stellvertreter, der dem schuldigen, sündigen Menschen das Urteil des Todes abnimmt. Was das für das Gemeindeleben bedeutet, war auch ziemlich klar: Zusehen, dass Christus an der eigenen Seite steht und darüber hinaus möglichst vielen anderen Menschen mit Christus die Möglichkeit geben, nicht im Gericht Gottes unterzugehen.

Abgesehen davon, dass dies ein sehr eindimensionales Bild des Evangeliums ist, so zieht es heute auch nur noch selten. Vielleicht in Lebenskrisen, in denen Menschen sich selbst als besonders (moralisch) schuldig erleben. Sünde aber umfasst mehr als die Moral. Und das Evangelium geht weit über den Gerichtssaal hinaus. Aber was ist das Bild, was wir stattdessen zeichnen? Was ist die Story, die wir erzählen über den Weg Gottes mit den Menschen und den Höhepunkt dieser Geschichte in Christus? Ich erlebe immer häufiger, dass Christen und Gemeinden sich recht sicher sind, dass sie das Entkommen von Gottes Zorn nicht mehr als hilfreiches Lebensmotiv sehen. Was aber stattdessen an diese Stelle rückt, bleibt oft unklar.

Meine Frage ist für mich auch stark mit dem "Why" des Golden Circles nach Simon Sinek verbunden. Was ist die Motivation für das "How" und das "What" des Gemeindelebens und des Lebens als Christ? Anknüpfen kann ich dies auch an die Frage von Frank auf Conceptboard: "Was ist das Attraktive und Gewinnende am Evangelium für Menschen in einer digitalisierten, globalisierten, komplexen Welt?"
 

(2) Welche Themenfelder dazu gehören:

Die Themenfelder, die an diese Frage(n) anschließen sind vielfältig und erstrecken sich am Ende vermutlich über fast alle Bereiche des christlichen Lebens. Besonders hervorheben möchte ich vorerst drei:

  • Umgang mit der Bibel: So ermutigend und hilfreich z.B. Losungstexte auch sein können, so klein ist doch der Einblick durch einzelne Verse in die große Geschichte der Bibel. Ein Nachspüren, was es heißt, dass Christus "nach der Schrift" gestorben, begraben und auferweckt wurde (1. Kor 15) birgt viel Potential.
  • Klärung unseres Auftrags als Christen: Wenn das "Why" klarer wird und damit die Wirkung des Evangeliums für unsere heutige Zeit, dann ergeben sich auch das "How" und das "What" deutlicher.
  • Gemeinsames Unterwegssein: Gott geht seine Wege mit einzelnen Menschen. Aber eben auch mit vielen Menschen gemeinsam, die Teil seiner Geschichte mit den Menschen sind. Wir sind alle individuelle Charaktere, mit eigenen Abenteuern und Herausforderungen. Und doch sind wir auch gemeinsam unterwegs, in einer Geschichte mit Christus. (Daher rührt auch das Titelbild, als Anspielung auf den Herrn der Ringe).
     

(3) Was ich mir von einer (Teil-)Antwort erhoffe:

Nicht so sehr im Kleinen, Fragmentarischen steckenzubleiben. Nicht, dass hier nicht Wunderbares entsteht, im Gegenteil. Es braucht immer die kleinen, konkreten Schritte zum Guten und Heilsamen. Aber ich erhoffe mir, dass ein klareres, großes Motiv, die Evangeliumsgeschichte für unsere Zeit, hier noch mehr Tiefe, Verbundenheit und Freude bringt.

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Botschaft Gute Nachricht Reich Gottes Tiefe Fragen
Beschreibung

(1) Warum (mir) diese Frage wichtig ist:

Struktur ist Botschaft. Aus meiner Sicht ist es grundsätzlich falsch, zu stark zwischen Inhalt und Form zu unterscheiden. Beides bedingt sich und wirkt aufeinander ein. So auch bei der "christlichen Botschaft". Sie besteht nicht nur aus dem Was (= dem Inhalt), sondern auch aus dem Wie (= der Art und Weise der Übermittlung). Bezogen auf christliche Gemeinschaften heißt das für mich: Nicht nur die verbale Verkündigung des Evangeliums und auch nicht nur die einzelnen "Taten des Guten" machen die Botschaft aus. Die Botschaft besteht in der gesamten Gestalt und Organisationsform einer christlichen Gemeinschaft. Nur so wird es stimmig.

 

(2) Welche Themenfelder dazu gehören:

  • Leitungsverständnis: Weder eine Pyramiden-Hierarchie, noch eine egalitäre Basis-Beteiligung. Vielmehr eine Struktur, in der sich jede:r zum Wohle aller einbringt, aber mit unterschiedlichen Begabungen und Bedürfnissen.
  • Kommunikationsstil: Gewaltfreie Sprache, gerade auch in religiöser Kommunikation. Keine Manipulation durch "schlechtes Gewissen", noch eine Selbstüberhöhung durch "besonders geistliche Autorität". Das Vermeiden von übergriffigen Sprachmustern und bloßstellenden Formulierungen und Tonfällen.
  • Beteiligungsformen: Zugänge für alle Altersgruppen und Prägungen. Alle Ideen und Eingaben sind willkommen. Gleichermaßen aber auch ein transparentes Verfahren, um Sinnvolles von weniger Sinnvollem unterscheiden zu können.

 

(3) Was ich mir von einer (Teil-)Antwort erhoffe:

Ich erhoffe mir von dieser Frage/Antwort mehr Klarheit, woran es liegt, dass "Kirche" zu weiten Teilen ihre Glaubwürdigkeit und Anziehungskraft verloren hat. Und ich möchte mehr verstehen, warum es offenbar nur schwer möglich ist, extern davon zu schwärmen. Mir scheint in der mangelnden Stimmigkeit von Struktur und Inhalt einer der Gründe zu liegen, warum so wenig Begeisterung und Hingabe für "Gottes Sache" ausgelöst wird.

Tags
Botschaft Reich Gottes Struktur Tiefe Fragen
Beschreibung

Ich habe vor ca. einem Jahr einen kurzen Artikel für unser Kirchenblatt geschrieben und darin versucht darzustellen, was denn eigentlich "Digitalisierung" bzw. "Kultur der Digitalität" bedeuten. Im letzten Abschnitt versuche ich (als Nichttheologe) zaghaft eine Einschätzung der Digitalität im Sinne des Glaubens und des Konzeptes des Reiches Gottes. Vielleicht hat jemand Lust, diese ersten Ideen mit mir gemeinsam weiterzuentwickeln…

Frank Thissen

Tags
Digitalisierung Kultur der Digitalität Reich Gottes
Anhang