Glaube

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Mich bewegt die Frage nach der Zukunft von Kirche (oder Gemeinde - ich verwende beide Begriffe synonym) stark. Problemanzeigen gibt es zuhauf, z.B. die Provokation von Heinzpeter Hempelmann "Warum die Kirche keine Zukunft hat" (Theolog. Beiträge 20-6, 440, 2020). Wie kann Gemeinde den Glauben an Jesus Christus gemeinsam leben und in der Gesellschaft kommunizieren?

Bei mir mehr Fragen und Träume als Antworten... Vielleicht war das alte Hauskreismodell, aus dem meine Gemeinde vor mehr als hundert Jahren entstanden ist ("Stubenversammlungen"), nicht so schlecht; jedenfalls ermöglicht es Partizipation und gelebte Gemeinschaft. Eine Fokussierung auf einen für eine bestimmte Zielgruppe "designten" Gottesdienst, als Bühnenshow von Profis für konsumierende Kunden, will mir hingegen - bis jetzt - nicht als Lösung einleuchten.

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Gemeinschaft Glaube Tiefe Fragen Zukunft Gemeinde
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Herzliche Einladung zur nächsten Themenphase auf zukunftspilgern.de. Diese Phase startet am 9. November und endet am 13. Dezember. In diesem Text erläutern wir dir, was genau geplant ist und in welcher Form du mitmachen kannst – falls du möchtest ;).
 

Die übergreifende Themenfrage
Wie wirkt sich die Kultur der Digitalität auf Glaube, Kirche und das Verständnis vom Reich Gottes aus?

"Wir leben in stürmischen Zeiten und durch die technologischen computergestützten Entwicklungen, die immer rasanter werden, verändert sich u.a. die Art und Weise, wie wir mit Informationen umgehen, miteinander kommunizieren und uns selbst wahrnehmen. Felix Stalder spricht von einer "Kultur der Digitalität", Ulrich Beck sieht eine "Metamorphose der Welt" und Fredmund Malik sieht in der extremen "Komplexität" die größte Herausforderung der Menschheitsgeschichte." (Zitat: Frank Thissen)
 

Die Struktur der Themenphase
Wir nähern uns dieser großen Thematik auf unterschiedlichen Zugangswegen an.

1) Zwei einzelne Seminare
Falls es dir um Wissens-Input geht, sind diese Seminare genau richtig. Du kannst einzeln daran teilnehmen, ohne bei den anderen Veranstaltungen dabei zu sein.

2) Ein biografisch-persönliches Lab
Dieses Lab umfasst drei Loops. (Erläuterung der Begriffe). Wir nehmen uns Zeit, um von unserer veränderten Glaubenspraxis zu erzählen. Und wir inspirieren einander, welche Chancen die Digitalisierung für die Beziehung zu Gott und untereinander bietet.

Die einzelnen Loops im Lab 03:

3) Ein theologisch-diskursives Lab
Dieses Lab umfasst vier Loops. Schwerpunkt bildet eine theologische Reflexion des Reiches Gottes und die Suche nach stimmigen Bildern im Zeitalter der Digitalisierung.

Die einzelnen Loops im Lab 04:

Wie du mitmachen kannst
Es gibt unterschiedliche Level der Beteiligung, je nachdem, wie intensiv du dich mit der Thematik auseinandersetzen möchtest.

  • An den oben genannten Einzel-Seminaren teilnehmen.
  • Sich für eins der beiden Labs entscheiden. Hier ist es wichtig, dass du versuchst, bei allen zugehörigen Loops dabei zu sein. Nur so gelingt es, eine dialogische Lerngemeinschaft auf Zeit zu bilden.
  • Du kannst dich auch einfach nur den gewünschten Labs zuordnen, ohne bei den Loops mitzumachen. Dann bleibst du durch den Gruppenstream - gewissermaßen als passive:r Zuhörer:in - auf dem Laufenden.
  • Zwischen den einzelnen Loops gibt es Schreibphasen. Man kann für sich Pilger-Notes erstellen oder Materialfunde in den Doc-Pool hochladen. Darauf können dann wiederum andere mit Kommentaren reagieren. Das alles geht auch, ohne dass du an Loops oder Labs teilnimmst. Den Überblick behältst du auf deinem Dashboard links oben im Menü.
  • Für all das ist es nötig, dass du dir einen eigenen Online-Account auf zukunftspilgern.de erstellst. Hier kannst du dich registrieren.

Wie der Prozess im Detail abläuft, wird hier genauer erläutert:

Zielpunkt ist, dass möglichst viele der beteiligten Personen (= Pilgrims) am Ende der Themenphase ein Zwischenfazit (= Snapshot) ihrer inneren Gedankenreise verschriftlichen. Alle Snapshots werden dann intern hier veröffentlicht: https://zukunftspilgern.de/de/snapshots

So inspirieren wir uns gegenseitig, weiter in die Zukunft zu pilgern.

Wir freuen uns, wenn du Lust hast, mitzumachen.
Daniel, Frank, Walter, Jens

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Digitalisierung Glaube Reich Gottes
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Hallo, dies ist ein erster Versuch von mir. Daran werde ich weiterarbeiten, weil es sehr viel zu vertiefen und zu erweitern gibt. Allein für die Personhaftigkeit der Schöpfermacht müsste ich noch mindestens 2 Bücher durcharbeiten. Aber es ist schon einmal ein Anfang und ich bin auf Eure Einschätzungen gespannt.

Die Bibel spricht im Buch Genesis davon, dass die sichtbare, materielle Welt nicht aus sich heraus, durch den reinen Zufall, ohne Plan und Ziel entstanden ist, sondern dass es hinter dem Kosmos eine Macht gibt, die ihn ins Leben gerufen hat.

Die Physikerin Lisa Randall, geht in ihrem Buch Verborgene Universen (2005) davon aus, dass über unsere drei Dimensionen hinaus weitere Dimensionen existieren, die wir nur erahnen können, die aber unsere dreidimensionale Welt beeinflussen. Um dies zu veranschaulichen, eignet sich die Geschichte von Edwin Abbott (1838 – 1926) über Flatland. A Romance of Many Dimensions (1884). In diesem fiktiven Text werden Lebewesen einer zweidimensionalen Welt mit Handlungen von Lebewesen der dreidimensionalen Welt konfrontiert und verstehen das Geschehen nicht. Ebenso könnte nach Lisa Randall die Mehrdimensionalität Phänomene erklären, die die Quantenphysik sowie die Kosmologie beschreiben.

Als die Texte der Bibel über den Ursprung der Welt entstanden, wurden materielle Gegenstände (z.B. Sonne und Mond (Babylon) oder auch Quellen und Bäume (Taoismus) oder Ahnen (chinesische Kultur) als übernatürliche Kräfte in vielen Kulturen verehrt. Die Bibel beschreibt nun diese Dinge als Götzen, die durch eine Macht erschaffen worden sind, auf die alles zurückgeht.

Die Bibel geht aber noch weiter und beschreibt diese alles begründende Macht als eine Person, also jemanden, der sich seiner selbst bewusst ist, freie Entscheidungen treffen kann, Verantwortung für sein Handeln übernimmt, und soziale Kontakte eingehen kann (vgl. Christoph Böttigheimer: Bedingungslos anerkannt (2018); Klaus Berger: Ist Gott Person? (2004)). Und zudem behauptet die Bibel, dass diese Person an ihrer Schöpfung interessiert ist und eine Beziehung zu den von ihr geschaffenen Menschen sucht.

Diese Beziehung ist allerdings eigentlich so wenig möglich, wie eine Beziehung zwischen einem Menschen und einem Floh möglich ist, die Ebenen und Qualitäten der Wahrnehmung sind einfach zu unterschiedlich. Die irritierende Aussage der biblischen Schriften ist nun die, dass sich diese Macht den Menschen in konkreten Situationen offenbart hat, d.h. dass sie als Wesen einer höheren Dimension in die dreidimensionale Welt eingedrungen ist, um den Kontakt zu den Geschöpfen aufzunehmen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. In Ansätzen werden solche Situationen in der Geschichte Israels erzählt und erreichen dann um den Beginn unserer Zeitrechnung herum mit der Person des Wanderpredigers Jesus ihren Höhepunkt.

Allerdings ist diese Beziehung immer wieder schwierig, weil die vernunftbegabten und ethisch entscheidenden Geschöpfe eine Eigendynamik entwickelt haben, sobald sie über ein Bewusstsein verfügten. Das was die Bibel als Zielverfehlung (ἁμαρτία hamartía) bezeichnet verweist auf die Eigendynamik der Geschöpfe: anstatt die Beziehung zum Schöpfer zu suchen, suchen sie den Sinn ihrer Existenz in sich, in den materiellen Dingen, die sie produziert haben und in der Macht über die Schöpfung, über Tiere und andere Menschen.

Der Wanderprediger Jesus, der um die Zeitwende im nahen Osten lebte, behauptete nun, ein Teil dieser hier beschriebenen Macht zu sein und mit ihr in engem Kontakt zu stehen. Er beschrieb diese Macht mit dem Wort abba (hebr. Papa) und verdeutlichte ihre Eigenschaften durch gleichnishafte Bilder und durch sein Handeln. Sowohl die Bilder (z.B. die Hilfe für den Nächsten im Gleichnis vom barmherzigen Samariter) als auch das Handeln (als frommer Jude hatte er Kontakt zu Prostituierten, Aussätzigen und Aussenseitern der Gesellschaft) Jesu verstießen gegen alle religiösen Regeln des Judentums und gegen die Prinzipien der antiken Welt (vg. Martin Zimmermann: Gewalt. Die dunkle Seite der Antike (2013)).

Das Leben Jesu fand ein rapides Ende durch seine Verhaftung, Anklage und anschließende Kreuzigung, was im römischen Reich die brutalste Hinrichtungsmethode darstellte. Im Sinne der Bibel war dieser Tod ein kosmisches Ereignis, das die Weltgeschichte für immer verändert hat. Im Versuch einer naturwissenschaftlichen Beschreibung könnte der Kreuzestod Jesu als Hineinwirken einer höheren Dimension in unsere Welt verstanden werden, durch das ein neuer Einflussbereich dieser höheren Dimension entsteht und unsere Welt partiell verwandelt wird. Der Vorhang im Tempel zerriss und gab das Allerheiligste frei, die Erde bebte, die Sonne verfinsterte sich – da war einiges los. 

Nach den Erzählungen der Evangelien wurde Jesus am dritten Tag nach seinem Tod von seinen Anhängern gesehen. Dass ein Toter aus dem »Totenreich« (wie man den Tod in der Antike verstand) zurückkommt, war auch schon in der Antike eine absolut irre Vorstellung und völlig undenkbar. Dennoch behaupteten die Anhänger Jesu, dass genau dies stattgefunden habe. Sie wurden verlacht, verspottet und zeitweise massiv brutal verfolgt und trotzdem bildete sich in Jerusalem eine zunehmend wachsende Gruppe von Menschen, die genau daran glaubten, dass der Tote zurückgekommen sei und lebe – wenn auch in einer etwas anderen Form.

Vor dem Hintergrund der Theorien von Lisa Randall (1962 – ) könnte die sog. Auferstehung der Person Jesu durchaus nachvollziehbar sein. Nach einer gewissen Zeit verschwand er wieder, sagte aber seinen Anhängern, er wäre stets in anderer Form bei ihnen. Eine Person aus einer anderen Dimension kommt in die dreidimensionale Welt und zieht sich aus ihr wieder zurück. Der Film Interstellar (2014) von Christopher Nolan, der unter Beratung von Physikern entwickelt wurde, veranschaulicht genau dies.

Es entwickelte sich eine Gemeinde von Juden und Nichtjuden in Jerusalem, die einen anderen als den gängigen Lebensstil entwickelten, die Arme und auch Sklaven aufnahmen, Frauen als gleichberechtigte Menschen ansahen und damit so sehr auf die antike Gesellschaft einwirkten, dass sie die antike Welt massiv veränderten, nicht allein durch ihr Handeln (Ethik), sondern auch durch ihre innovativen Konzepte und Bilder (Metaphern), die sie von der Welt und der Schöpfungsmacht hatten (vgl. Alvin J. Schmidt: Wie das Christentum die Welt veränderte (2009)).

Die Christen sind nun davon überzeugt, dass sie mit der Schöpfungsmacht durch das Gebet und Meditation in Kontakt treten können, dass Denken und Handeln im Sinne der Schöpfungsmacht die Welt positiv beeinflusst und es am Ende der Zeit eine neue Form des Zusammenseins von Schöpfung und Schöpfer geben wird. Durch Jesus kann die Beziehung wieder zwischen Schöpfer und Menschen wieder hergestellt werden und durch seine Nachfolger wird das sog. "Reich Gottes", der Einflussbereich des Schöpfers auf dieser Erde ausgeweitet.

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Evangelium Glaube Gottesbeziehung Gute Nachricht Mensch Schöpfung
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Ein Text vom Arbeiterpriester Michel Quoist, der mir für diesen Loop ein gutes Vorwort ist:

"Wenn wir verstünden, auf Gott zu horchen, könnten wir ihn zu uns sprechen hören. Gott spricht wirklich. Er hat durch sein Evangelium gesprochen, er spricht auch durch das Leben, dieses neue Evangelium, von dem wir, wir selber, jeden Tag eine Seite schreiben. Aber weil unser Glaube zu schwach ist und unser Leben zu menschlich, nehmen wir selten die Botschaft Gottes auf. Um uns zu helfen, sie zu hören, mögen wir uns am Anfang unseres Lebens der Freundschaft mit Christus vorstellen, was er uns sagen würde, wenn er selbst sein Evangelium für die Menschen unseres Zeitalters erklären würde."

Quelle: Michel Quoist, Herr da bin ich, Gebete, Verlag Styria 1958

 

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Botschaft Evangelium Glaube Inspiration Tiefe Fragen
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1. Pessimismus als Ausgangspunkt

Annahme: Für Menschen in zentraler, kirchlicher Verantwortung sicher nichts Neues

Seit 20 Jahren wohne ich in einer ländlich geprägten Kirchengemeinde. Aus meiner Zeit als Kirchenvorstand weiß ich, dass aus der Zahl der Gemeindemitglieder, den Kasualien und dem Schuldienst in einer der näheren Kleinstädte zirka 0,9 Pfarrstellen berechnet wurden. Einen kirchlichen Kindergarten und eine Schule im Ortsteil gibt es nicht. An Vereinen sind vor allem die Freiwillige Feuerwehr und der Sportverein relevant, beide haben aber auch Nachwuchsprobleme.

Seit vielen Jahren gibt es keinen Kindergottesdienst mehr, aus den Konfirmandenjahrgängen bildet sich immer wieder eine kleine Mitarbeitergruppe zur jährlichen Ausrichtung einer Kinderbibelwoche gegen Ende des Schuljahres, deren Dauer und Besuch wegen der zunehmend schulischen Beanspruchung der Kinder zurückgegangen ist. Mutter- und Kind-Kreis (ohne enge Bindung an die Kirchengemeinde) und der Seniorenkreis sind eingeschlafen, die leitenden Personen sind ausgeschieden, Nachfolger gibt es nicht. Hauskreise gibt es nicht, ein Glaubenskurs wurde abgelehnt, weil es scheinbar vor 30 oder 40 Jahren Schwierigkeiten mit einer sehr konservativen Gruppierung am Ort gegeben haben soll (weiteres ist mir nicht bekannt).

Zurzeit ist ein neuer Landesstellenplan in Arbeit, es wird auch nicht der letzte sein, doch zu befürchten ist, dass aufgrund der zurückgehenden Anzahl sowohl der Gemeindemitglieder als auch der Pfarrer Kirchengemeinden und Pfarrbüros zusammengelegt werden, aber auch Pfarrhäuser, Gemeindehäuser und letztendlich auch Kirchen verkauft werden.

Ich bin kein Kirchenhistoriker, doch das frühere Vorbild der Pfarrfamilie mit ihrem Einfluss sowie die Wahrnehmung, dass kirchliche Positionen immer weniger gefragt werden und in den Medien erscheinen, lassen aus der Perspektive der bislang "Wohl-Habenden" mit zunehmender gesellschaftlicher Desorientierung mit zeitgleicher Polarisierung von "Meinungen" den Verlust eines religiösen und gesellschaftlichen Ortszentrums im ländlichen Raum befürchten. Begleitet wird dieser Verlust von schließenden Gaststätten und Geschäften, konzentrierten Gemeindeverwaltungen und Schulen, Reduzierung des öffentlichen Nahverkehrs von Ort zu Ort und Alterung, aber auch Bevölkerungsschwund.

Der Kirchturm als Landmarke und auch Anzeige eines spirituellen bzw. gesellschaftlichen Zentrums sowie Erinnerungs- und Bezugsort von Biografien sorgt allenfalls noch für touristisches Interesse.

 

2. Themenfelder

  • Ausbildung und Beschäftigung der Pfarrer/Hauptamtlichen (zum Teil anderweitig berufstätig, vgl. Paulus)?
  • Gewinnung und Ausbildung/Schulung von Laien
  • Struktur von Kirchengemeinden
  • Kirchliche Positionen in den Medien
  • Erhaltung und (Mehrfach-) Nutzung kirchlicher Gebäude
  • Helfen neue Formen wie zum Beispiel aus der Fresh-X-Bewegung?
  • Wie kann Glaube "digitalisiert" werden, sodass er flächendeckend bei Gottesdienstbesuchern Gemeinschaft schafft? Wie nehme ich technikferne Menschen mit?
  • Wie lässt sich Glaube zeitgemäß (VUCA-gemäß?) wecken und weitergeben?
  • Wie können Einzelne eine Graswurzelbewegung initiieren und die Community fördern? Reicht Gebet alleine?

 

3. Was ich mir von einer (Teil-)Antwort erhoffe

  • Was heißt in diesem Fall "Suchet der Stadt Bestes"? Nur noch Stadt und nicht mehr Dorf?
  • Wo sind Kirche und Glaube von Morgen auf dem Land?
  • Wie wird die Fragestellung tiefer?

 

4. Trotzdem

Warum fange ich nicht an?

Jesus ist unser Joker :-)

 

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Digitalisierung Evangelische Kirche Glaube Hochrechnung Kultur der Digitalität Mitgliederentwicklung Praxis Spiritualität Struktur Tiefe Fragen Zukunft
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(1) Warum (mir) diese Frage wichtig ist:

Wir kennen aus den Evangelien Jesu Lehren vom Reich Gottes, das mit ihm nach eigener Aussage in die Welt gekommen ist. Jesus hat vom Reich Gottes bevorzugt mithilfe von Gleichnissen gesprochen, wahrscheinlich deshalb, weil es sonst von den Menschen schwer begriffen werden kann und über ihr Verstehen hinausgeht. Das Reich Gottes scheint – ähnlich wie Gott (Ps. 8) – für uns Menschen nur ansatzweise verstehbar bzw. begreifbar zu sein, aber die Gleichnisse zeigen einige seiner Merkmale und Gesetzmäßigkeiten. Für mich ist die Reich Gottes-Lehre der zentrale Bestandteil der Nachfolge und des christlichen Glaubens.

Wenn wir heute die Bibel lesen, lesen wir sie anders als die Menschen in der Antike oder im Mittelalter.  Denn zum Verstehen bringen wir immer unseren eigenen Kontext mit ein, bestehend aus individueller Biografie, Kultur und den Lebensbedingungen. Bauern im Mittelalter lesen solche Texte anders als Menschen in Großstädten im 21. Jahrhundert, Handwerker lesen sie anders als Ärzte oder Polizisten. Dieses hermeneutische Grundverständnis macht ein objektives Verstehen von Texten in dem Sinne von "das hat Jesus wirklich gemeint" unmöglich. Gleichzeitig gilt aber auch, dass er uns die Schrift "öffnen" kann und wir auch immer wieder irritierende Dinge aus den Texten herauslesen, die eben nicht nur aus unserer Situation heraus kommen. Zudem können literarische Texte noch weit mehr erzeugen, als Fakten wiederzugeben (vgl. Roland Barthes: Die Lust am Text).

Nun leben wir in einer digitalen Welt zunehmend unter den kulturellen Bedingungen der Digitalität (F. Stalder) und erleben zurzeit massive Umwälzungen. Der Soziologe Ulrich Beck sprach in seinem letzten Buch sogar von einer Metamorphose, die unsere Welt durchmacht. Zygmund Bauman stellt uns die Welt als eine liquide vor und für Fredmund Malik verändern sich zurzeit sämtliche Bereiche unseres Lebens und damit auch unsere Wahrnehmung und wir selbst.

Mein Verdacht ist, dass die Merkmale einer Kultur der Digitalität (z.B. Vernetzung, Virtualität,  Referentialität, Gemeinschaftlichkeit, Algorithmizität) uns ein neues Verständnis vom Reich Gottes ermöglichen – nicht besser, aber anders. 

Fest steht für mich, dass Christus auch im digitalen Zeitalter drin ist, dass er auch die Digitalität bedingt, denn "durch ihn hat Gott alles erschaffen, was im Himmel und auf der Erde ist. Er macht alles, was wir sehen, und das, was wir nicht sehen können, ob Könige, Reiche, Herrscher oder Gewalten. Alles ist durch ihn und für ihn erschaffen." (Kolosser 1, 15 f.)

So könnte ein Teil der Pilgerreise sein, die Lehren vom Reich Gottes vor dem Hintergrund der Digitalität neu zu lesen und dabei sicherlich spannende Entdeckungen zu machen.
 

(2) Welche Themenfelder dazu gehören:

  • Lehren vom Reich Gottes
  • Kulturelle Merkmale der Digitalität
  • Hinterfragen des eigenen Textverständnisses (Hermeneutik)
     

(3) Was ich mir von einer (Teil-) Antwort erhoffe:

  • ein besseres und klärenderes Verständnis des eigenen Glaubens
  • ein angemesseneres Sprechen über den Glauben zu Menschen, denen er fremd ist
  • neue Inspirationen
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Digitalisierung Glaube Gute Nachricht Kultur der Digitalität Reich Gottes Tiefe Fragen
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(1) Warum (mir) diese Frage wichtig ist:

Ich bin in meinem Leben immer wieder Menschen begegnet, die etwas ausstrahlten, was mich tief berührt(e). Zugewandtheit, innerer Frieden, mit dem Leben im Einklang - sind Beschreibungen, die mir dazu einfallen. Da ist zuerst meine Uroma, die einige Jahre meiner Kindheit bei uns lebte und von der ich mich ganz und gar angenommen und geliebt fühlte. Später begegneten mir solche Menschen in Klöstern und religiösen Gemeinschaften, aber ich kenne auch welche aus meinem täglichen Leben. In Ihnen erkannte ich eine tiefe Verbundenheit mit Gott und das nicht nur in Zeiten des Gottesdienstes oder des Gebetes. Diese Bewusstheit für die Verbundenheit mit Gott wünsche ich mir leben zu können, soll heißen, in allen Verrichtungen des Tages. Aber es gibt viele Momente, wo ich die Liebe, die Weite und die Möglichkeiten Gottes außer Acht lasse und ganz gefangen bin von den irdischen Erfahrungen und Erwartungen. Ich wünsche mir, dass Gottes Anwesenheit in allen Facetten dieser Welt sichtbar wird. Und ich mit meinem Leben dazu beitragen könnte.
 

(2) Welche Themenfelder dazu gehören:

  • Gottesbeziehung: und ihre Strahlkraft

  • Kommunikation: Wie kann ich über Erfahrungen mit Gott im Alltag reden oder woran lässt sich diese Erfahrung erkennen

  • Seelsorge: Gespräche über Scheitern, Verletzungen, Gebundenheiten oder Gottesferne
     

(3) Was ich mir von einer (Teil-)Antwort erhoffe:

  1. Innere Klarheit, Freiheit und Gelassenheit für mein Leben und daraus resultierend mehr Weite und Zugewandtheit für meine Mitmenschen und meine Umwelt.
  2. Strahlkraft für die Liebe Gottes, von der das Evangelium spricht.
  3. Anregungen über Gebundenheit und Freiheit ins Gespräch zu kommen

 

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Botschaft Glaube Gottesbeziehung Kommunikation Reich Gottes Seelsorge Tiefe Fragen
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(1) Warum (mir) diese Frage wichtig ist:

Es ist schon spannend nachzulesen wie die Jünger nach 3 Jahren intensivem Zusammensein Jesus die Frage stellen: „Wer bist du denn?“ (Joh. 8,25 NBH). Die Antwort Jesu ist: „Das habe ich euch doch schon immer gesagt.“ Könnte es sein, dass ich in meiner Jüngerschaft diese Frage Jesu auch stellen würde. Oder wage ich es nicht mit meiner christlichen Sozialisierung, die Frage stellen zu dürfen, da ja nach Jahren doch eigentlich alles klar ist. Ändert sich mein Bild von Jesus im Laufe der Jahre ähnlich wie der Mensch sich im Älterwerden verändert? (Die Lebensalter - Romano Guardini). Welches neue Bild und neue Erfahrungen erschließen sich in diesem Frageprozess?Dabei scheint die Liebe zu Jesus ein Schlüssel zu sein. „Und wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden. Auch ich werde ihn lieben und ihm zeigen, wer ich bin."“ Joh.14,21‬ ‭NBH

 

(2) Welche Themenfelder dazu gehören:

  • Persönliche Spiritualität 
  • Bibel
  • Jüngerschaft
  • Glaubenserfahrungen

 

(3) Was ich mir von einer (Teil-) Antwort erhoffe:

Weitere und tiefere Erfahrungen mit Jesus. Austausch mit anderen Pilgern.

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Glaube Pilgern Spiritualität